XS 1100

Bei der XS-Modellreihe handelt es sich um Motorradmodelle des japanischen Motorradherstellers Yamaha der Kategorie Naked Bike und Chopper. Das erste Motorrad dieser Modellreihe stellte Yamaha 1969 mit der XS 1 als erstes Yamaha-Motorrad mit Viertaktmotor vor. Die erste Baureihe ist 40 Jahre nach ihrem Start zum Motorradklassiker geworden. Zur ersten Baureihe kamen im Laufe der Zeit weitere hinzu, wobei teilweise auch die Typbezeichnung TX für nah verwandte Modelle genutzt wurde. Die Yamaha XS 750 wurde unter der Bezeichnung GX 750 als Prototyp vorgestellt. Die XS-Modellreihe wurde 1983 eingestellt. 2007 präsentierte Yamaha auf der Tokyo Motorshow einen Prototyp in der Tradition des ersten Modells, die Yamaha XS-V 1 Sakura

Yamaha XS 1100

Alle Motoren dieser Modellreihe sind Viertaktmotoren in Reihenbauweise. Zunächst wurde mit der Baureihe XS 1 (später XS 2) ein Zweizylinder als gleichläufiger Parallel-Twin mit 650 cm und zwei Ventilen pro Zylinder und Kettenantrieb eingeführt. Alle nachfolgenden Modelle wurden entweder mit zwei oder vier Ventilen (XS/TX 500) pro Zylinder, einer oder zwei obenliegenden Nockenwellen und teilweise mit Ausgleichswellen ausgestattet. Die Modelle XS 250/360/400 und XS500 / TX 500 haben zwei Zylinder und Kettenantrieb. Die Modelle XS 750 und XS 850 haben jeweils drei Zylinder und Kardanantrieb. Die Yamaha XS 1100 war das hubraumstärkste Modell mit vier Zylindern und Kardanantrieb. [wikipedia]

Yamaha XS 1100 (1979) Ein Traum von einem Motorrad | Flickr
Weiterlesen

Warum fahre ich Motorrad?

Warum fahre ich Motorrad, auch wenn die kontroverse Diskussion um Verkehrssicherheit, Lärm und Abgase zunehmend die Zweiradszene erfaßt? 
7 gute Gründe!

Das Motorrad lockt

„Was, Sie fahren Motorrad? Echt?“ ist eine der gängigen Bemerkungen, die ich ernte, wenn ich mit neuen Bekanntschaften auf Freizeit und Fortbewegung zu sprechen komme. Eine harmlos klingende Nachfrage, die unterschwellig aber oft bedeuten soll: „Sie fahren immer noch?“ „Was soll das denn?“ Oder noch schlimmer: „Was, in Ihrem Alter?“

Drei wichtige Gründe, warum ich Motorrad fahre, spiegeln sich in demoskopischer Untersuchungen wider. Sie fördern folende Motivationen zu Tage:

  • Motorräder begeistern mich (78 %)
  • Motorradfahren ist für mich ein Lifestyle (56 %)
  • Ich kann mir nicht vorstellen, mit dem Motorradfahren aufzuhören (47 %) (1)

Einer Erkenntnis können wir uns allerdings kaum verschließen: Als Motorradfahrer geraten wir – wachsender Zulassungszahlen zum Trotz – zunehmend unter Rechtfertigungsdruck. Denn zunehmend verbindet die Öffentlichkeit Motorradfahren mit negativen Begleitumständen wie Abgas, Lärm und medienwirksamen Unfällen.

Behörden reagieren darauf mit temporären Streckensperrungen, die Rennleitung mit verschärften Kontrollen, Versicherungen mit steigenden Prämien. Doch einen verantwortungsbewußten, regelkonformen Motorradfahrer will im Zeitalter von Lastenfahrrad und E-Auto kaum noch jemand unter seiner Kombi wahrnehmen. Werden wir Motorradfahrer vielleicht über kurz oder lang zu einer gesellschaftlichen Randgruppe?

Dies legitimiert die Frage: Warum fahre ich dann trotzdem noch Motorrad? Mit welchen Argumenten setze ich mich mit Mitmenschen auseinander, die dem Motorradfahren absolut nichts abgewinnen können? Und mit solchen, die mental und physisch in einer anderen Mobilitätswelt leben?

Persönliche Beweggründe

Jeder hat seine ganz persönlichen Beweggründe, etwas zu tun oder zu lassen, Motorrad zu fahren oder nicht. Diese Entscheidung ist ebenso zu akzeptieren wie seine Motivation, und was für ihn dabei besonders wichtig, nötig und reizvoll ist. Sortieren wir diese Beweggründe mal im Einzelnen aus:

Geld und Mobilität

Für viele ist das Motorrad ist ein wunderbares Mittel, um den geliebten Arbeitsplatz zu erreichen. Pflicht und Spaß reichen sich dabei die Hand, im Zweifel kommt man schneller durch die rush hour und billiger als Autofahren ist es meist auch. Das ist aber nur für 4 % der Motorradfahrer ein Argument (2).BMW R 1200 GS vor der Golden Gate Bridge auf dem Weg zur Arbeit

Auf dem Weg zur Arbeit

In den Genuß der täglichen Fahrt zur Arbeit bin ich lange genug gekommen, bis der zeitliche Ablauf dieses Argument erledigt hat. Heute fahre ich Motorrad nur noch, wenn ich will, nicht mehr, wenn ich muß. Für alles Weitere kann im Großstadtverkehr mein ÖPNV-Jahresabo herhalten. Finanzielle Motivation in meinem Falle also: geschenkt.

Wumm und weg

Wenn die Frage diskutiert wird, „Warum fahre ich Motorrad“, kommt das Gespräch bald auf das Hochgefühl von Kraft und Geschwindigkeit, das den Fahrer in eine Art „legalen Rausch“ versetze. Beschleunigung (8 %) und Geschwindigkeit (21 %) sind in der Tat für viele eine starke Motivation (2). Aber ist das ein exklusiver Grund, um Motorrad zu fahren? Besteht wirklich kein Unterschied zu einem Sportwagen mit vergleichbaren Beschleunigungswerten? Von Serpentinenstrecken in den Alpen mal ganz abgesehen. Motivation „speed“ also: geschenkt.

Freiheit

ist ein gern gebrauchtes Stereotyp für die Einzigartigkeit des Motorradfahrens. 21 % der Motorradfahrer antworten das (2) auf die Frage „Warum fahre ich Motorrad?“ Letztlich scheint dabei der Marlboro-Mann im Abendlicht auf mit seinem weiten Reich bis an den Fuß der Blauen Berge, oder das Easy-Rider-Syndrom, umgemünzt auf die eigene Erlebniswelt. Nicht ohne Grund hat sich diese Szene in den letzten Jahren in unserer überzivilisierten Welt enorm ausgeweitet.

Aber kaum jemand fragt: Freiheit – wovon? Von der STVO? Freiheit von den pubertierenden Kindern zu Hause? Oder von der Firma? Freiheit ist nicht zu verwechseln mit Eskapismus und nicht mit der Unmittelbarkeit der Gefühle, wie sie typischerweise das Motorradfahren beschert.

Jedenfalls für meinen Teil fühle ich mich auch ohne dieses Stereotyp frei. Schließlich habe ich Chef nebenan, aber meine liebe Frau als Sozia hinter und den Herrgott als Aufpasser über mir. Motivation „Freiheit“ in meinem Falle: geschenkt.

ἐν τῷ φρονεῖν γὰρ μηδὲν ἥδιστος βίος
Das Leben ist am süßesten in der Unvernunft.
—  Sophokles, Ajax, Vers 545

Leidenschaft

Viele Menschen lassen sich nicht davon abhalten, das zu tun, was sie in Wallung bringt. Eine sehr persönliche Neigung, die auch das Motorradfahren einschließt. Sie gehen dieser Neigung weder als Hobby noch aus (beruflicher etc.) Notwendigkeit nach, sondern aus Leidenschaft.

Schwierig wird eine nüchterne Diskussion über Leidenschaft immer dann, wenn sie als ein Gemütszustand begriffen wird, der sich in einem emotionalen, verstandesmäßig nur schwer steuerbaren Verhalten äußert.

Das scheint mir bei allem guten Willen doch etwas überzogen. Deshalb fahren wir unsere Definition eine Stufe herunter und einigen uns ganz wertfrei auf Leidenschaft als eine große Begeisterung für etwas, was man immer wieder haben/erleben möchte. Das macht Motorradfahren zu einer Aktivität, der man sich mit großer Hingabe widmet.

So gesehen besteht Hingabe in diesem Zusammenhang in dem Wunsch, mit dem besonderen Gefühl des Motorradfahrens auf Tour zu gehen, ganz gleich wie weit oder wie schwierig das angesteuerte Ziel zu erreichen sein mag. Zeit und Geld spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle. Was zählt, ist einzig und allein das Fahren auf zwei Rädern mit einem temperamentvollen Motor unter dem Allerwertesten.

Spass

Gewiß wird niemand den hohen Spaßfaktor leugnen, den Motorradfahren nun einmal hat. Schließlich bezeichnen 94 % aller Motorradfahrer ihre Ausflüge als „Spaßfahrten“ (2): Klar, eine beherzte Drehung am Gasgriff resultiert in einem sportwagengleichen Vortrieb, die Schräglage bringt den Fahrer an die Grenzen der Physik und ein steiler Wheelie  richtet den Blick aufwärts dorthin, wo man besser nicht landen sollte.

Soweit muß es aber nicht gehen. Aber schon eine flotte Geradeausfahrt kann ein Lächeln ins Gesicht zaubern, das Außenstehenden nur schwer zu vermitteln ist. So gesehen ist also Spaß mehr als legitim und bedarf – sofern der Gefährdungsfaktor ausgeschlossen ist – keiner außergewöhnlichen Rechtfertigung.

Warum fahre ich Motorrad?

Mein Schlüssel zur Motivation des Motorradfahrens und zu allem, was seine Besonderheit auszeichnet, ist die »Unmittelbarkeit«. So abstrakt dieser Meta-Begriff auch sein mag, vermag er doch äußere Empfindungen zu inneren Erfahrungen zu verwandeln. Außerdem ist das Charmante an ihm ist, daß er vernünftigerweise keiner weiteren erklärenden Begründung bedarf.

Somit wären wir in der Diskussion zunächst der Rechtfertigungsfalle entronnen. Doch bleibt die Frage: Was macht in der Praxis des Motorradfahrens diese „Unmittelbarkeit“ aus?

1. Unmittelbarkeit des eigenen Ich

Wenn jemand in den Bergen einen Tag lang intensiv Kurvenstrecken (25 % der Motivations-Präferenzen (2)) gefahren ist, wird am Ende ganz schön „fertig“ sein, körperlich und geistig. Dann ist die Konzentration am Ende. Die permanente auswertende Beobachtung des Streckenverlaufs, die Planung der Fahrlinie und die Antizipation möglicher Gefahrenquellen fordern am Ende des Tages ihren Preis.

Doch ist Motorradfahren ist nicht nur eine körperliche Herausforderung. Vor allem ist es auch Kopfsache. In diesem Zusammenhang hat die US Air Force hat in einer Studie festgestellt, daß ein Motorradfahrer auf einer Kurvenstrecke pro Minute mehr Entscheidungen zu treffen hat als der Pilot eines Kampfjets. Diese permanente mentale Aktivität erfordert ein waches, durchtrainiertes Gehirn. Das ist die Erkenntnis von Neurowissenschaftlern, die Spitzensportler mit neuen Trainingsmethoden betreuen.

Sie haben die Gehirne von Profisportlern untersucht und dabei herausgefunden, daß intensives körperliches Training (das Motorradfahren nun mal auch ist) Veränderungen bewirkt, die zu extrem schnellen und präzisen Bewegungen befähigen. Offensichtlich steigert auch regelmäßiges, bewußtes Motorradfahren die kognitiven Fähigkeiten. Es hilft, Stress zu reduzieren und ermöglicht letztendlich, konzentrierter zu agieren und die eigene Aufmerksamkeit gezielter zu steuern. Wer in die Jahre kommt, wird diese Vorteile zu schätzen wissen.

2. Unmittelbarkeit des eigenen Befindens

Das breite Grinsen von einem Ohr zum anderen nach einem langen Ausritt gehört zum Markenzeichen wohl jedes erfüllten Motorradfahrers. Der Grund dafür ist recht einfach: Jede Drehung des Handgelenks am Gasgriff, jedes taktisch vorbereitete Einlenken in die Kurve, jede Schräglage setzt Adrenalin und Endorphine frei.

Doch heben die „Wohlfühlhormone“ nicht nur unsere Stimmung. Sie lassen uns auch die Fahrt auch viel intensiver auskosten und helfen, physische Unbequemlichkeiten im Sattel besser auszuhalten. Unter diesem Gesichtspunkt hat Motorradfahren für mich etwas Meditatives an sich: Körperhaltung, Tempo, Fahrlinie, all das erfordert – siehe oben – permanente Analyse und Anpassung. Es bleibt kein Raum für schwere Gedanken und Alltagssorgen, die uns vor dem Druck auf den Anlasserknopf geplagt haben mögen.

3. Unmittelbarkeit der Wahrnehmung

Durch das Helmvisier sieht die Welt anders aus. Unsere Sinne nehmen die Strecke und ihre Umgebung viel direkter wahr und erfüllen sie mit Leben: Jeden Meter der Straße registrieren wir mit Aufmerksamkeit, begleitet vom vertrauten Grummeln des Motors. Blütenduft im Frühling, frischer Wind im Herbst, Leben und Treiben um uns herum.

Bei der Frage, warum ich Motorrad fahre, kommt für mich ein weiteres hinzu: Die Unmittelbarkeit von Dynamik, Tempo und Bewegung schafft eine Magie des Motorradfahrens wirkt auf mich stimmungsaufhellend.  Damit bin ich nach dem, was man so hört, sieht und liest, wohl nicht der Einzige.

4. Unmittelbarkeit der persönlichen Beziehung

Ein vorbeidonnernder Motorradfahrer wirkt mit Helm und Kombi auf seine Umwelt wie ein anonymes Wesen – und doch: die nettesten zwischenmenschlichen Erfahrungen verdanke ich meinen Touren auf zwei Rädern.

Ein hoher Grad von Intimität entwickelt sich zwischen Fahrer und Sozia, wenn sie wochenlang durch die Lande touren. Außenstehenden muß man das erst einmal klarmachen: Kilometer um Kilometer, Stunde um Stunde sitzen sie eng zusammengedrängt im Sattel. Der Fahrer mit Fürsorge für seine liebe Fracht, die Sozia mit vollem Vertrauen in die Fahrkompetenz ihres Vordermanns. Beide pflegen ihre eigene, vertraute Körpersprache, um sich während der Fahrt zu verständigen.

Wenn bei einem ununterbrochenen engen Zusammensein auf tausenden von Kilometern keine atmosphärischen Störungen aufkommen, ist die Beziehung schon richtig Klasse. Und man „erfährt“ sich einen wunderbaren Schatz gemeinsamer Erinnerungen, wie sie vom Beifahrersitz eines Autos aus viel seltener entstehen.

Übrigens scheinen Motorradfahrer ein treues Völkchen zu sein: 61 % würden am liebsten ihrem/r Partner/in bzw. besten Freund/in hinter sich auf dem Sattel spüren. (4)

Warum fahre ich Motorrad? Schattenbild eines Motorrades mit Fahrer und Sozia im Abendlicht

Auch der Alleinfahrer braucht sich keine Sorgen zu machen, ins soziale Abseits zu geraten: Schon das rituelle Duzen untereinander ohne Ansehen von Alter und Herkunft signalisiert Vertrautheit und kameradschaftlichen Umgang. Ein Motorradfahrer mit Panne wird selten lang am Straßenrand warten müssen, bis ein anderer anhält und seine Hilfe anbietet.

Eine freundliche Ansprache beim Halt an einer Tankstelle oder auf einem Rastplatz wird für den Motorradfahrer kaum eine Ausnahme bleiben. Die Regel ist meist eine nette Reaktion, so er selber die Initiative zum Gespräch ergreift. Oft habe ich den Eindruck gewonnen, als würde sich die Offenheit der Fahrsituation auf eine Offenheit des Miteinanders übertragen.

Zusammengehörigkeitsgefühl

Ein weiterer sozialer Aspekt kommt hinzu: Das Motorrad ist klassenlos. Ob einer in bescheidenen Verhältnissen lebt oder den Spitzensteuersatz abdrückt, ob jugendlich oder schon mit silbernen Haaren im Schopf, ob er gemütlich fährt oder heizt – egal. Alle teilen eine Leidenschaft, die sie zusammenhält. Ein gutes Gefühl, dazuzugehören.

Eine wichtige Äußerlichkeit sollte in diesem Zusammenhang nicht übersehen werden: das Outfit des Motorradfahrers. Wenn mir einer in der Stadt entgegenschlendert, Stiefel und Kombi an, den Helm in der Hand und die Handschuhe in den Helm gesteckt, dann erwacht unwillkürlich ein Zusammengehörigkeitsgefühl, noch ehe man sich persönlich kennengelernt hat. Am ehesten versteht das vielleicht jemand wie mein Jüngster, der (nicht ungern) in den ersten Schuljahren standardmäßig die Einheitskleidung seiner britischen Schule trug. Er freute sich immer über den positiven Wiedererkennungswert, den die Jungen und Mädchen seiner Schule damit in der Öffentlichkeit hatten.

5. Unmittelbarkeit der Natur

Ob im Gebirge, auf Küstenstraßen oder über Land – Motorradfahren schenkt mir eine innige Verbindung mit der Natur. Bei der Fahrt durch den Wald nach einem Regenguß strömt der frische, authentische Duft von Bäumen durch mein Visier. Ganz anders als der Duft-Tannenbaum, der am Rückspiegel eines Autos baumelt.

Warum fahre ich Motorrad? Unmittelbarkeit der Natur bei einer Fahrt durch den Wald in den Gorges de l'Ain mit einem Motorrad BMW R 1200 GS

Vom Sattel eines Motorrades aus wird die sinnliche Wahrnehmung zum bleibenden Erlebnis: Der Anblick einer frisch gemähten Wiese, der Schornstein, der den Raum eines gemütlichen Kaminfeuers entläßt, das Anbranden der Wellen an der Felsenküste oder die Wolkengebilde, die sich hoch über der Paßhöhe aufbauen.

Das ist Natur 1.0. Sinnlicher Genuß für Auge, Ohr und Nase, den ich ohne die Barriere einer Karosserie oder die Kontaminierung durch die Auto-Musikanlage in mich einsauge. So wird der Motorradfahrer ist nicht nur Betrachter der Szene. Er gestaltet sie für sich mit. Ein Zug an den Hebeln und ein Aufsetzen der Füße auf den Boden reicht aus, um der Flüchtigkeit dieser Impressionen Dauer zu verleihen. Ein spontanes Erlebnis von dieser Intensität schenkt eben nur das Motorrad.

6. Unmittelbarkeit der Technik

Heute ist es doch so: Wer die Motorhaube eines Autos öffnet, wird angeglotzt von einem anonymen, abgekapselten, schallisolierten Block. Dieser hat nichts mehr gemein mit dem bescheidenen Triebwerk von einst, mit dem man in allen Einzelheiten vertraut war. Daß man die notwendigen Einstellungen selbst vornehmen konnte, ist mittlerweile nur eine ferne Erinnerung. Tempi passati. Dazu besteht die erste Hälfte des Betriebshandbuches nur noch aus Warnhinweisen und dem kostenpflichtigen Ratschlag, bei allfälligen Problemen bitteschön die Fachwerkstatt aufzusuchen.

Warum fahre ich Motorrad? Beziehung zur Technik bei einer Rast auf einer Wiese mit einer BMW R 1200 GS

Wie anders ist das Technikgefühl doch bei einer Marschpause während einer Motorradtour: Sinnend liegt man neben der Maschine auf einer grünen Wiese. Dabei gleitet der Blick wie bei einer langbeinigen Schönheit über Fahrwerk, Kette und Tank. Dann erfaßt er das voluminöses Kurbelgehäuse und den Motorblock mit seinen scharf profilierten Kühlrippen. Bläulich angehauchte Chromrohre biegen sich rückwärts und enden in einem mehr oder minder massiven Topf, der den vertrauten Ton unserer Maschine angibt.

Währenddessen liegen in der heimischen Garage Drehmomentschlüssel, Fühlerlehre und Verschleißteile bereit, um ihr die erforderliche Fürsorge angedeihen zu lassen. Dabei kommen Erinnerungen an das Schnittmodell eines Motors hoch, wie es einst im Unterrichtsraum unserer Fahrschule stand. Als stete Erinnerung daran, daß Motorradfahren auch heißt: Der Fahrer ist mit der Technik auf Du und Du.

Dieses innige Verhältnis führt letztlich dazu, daß er sich als „oberer Teil des Motorrades“ fühlt. Denn sein Fahrstil und seine Fahrtechnik sind untrennbar von diesem Verhältnis geprägt. Seine ganze Aufmerksamkeit gilt nicht nur der Strecke, sondern auch der Maschine selbst und der Dynamik, die sie beim Fahren entfaltet. Schließlich wird er einem Kentauren nicht unähnlich, jenem antiken Fabelwesen, das zur oberen Hälfte Mensch und zur unteren ein rassiges Pferd war.

7. Motorradfahren formt die Persönlichkeit

Unter Mobilitätsgesichtspunkten wird das 21. Jahrhundert wahrscheinlich als Zeitalter der Verweichlichung in die Geschichte eingehen: selbstschließende Cabriodächer und automatische Nackenwärmer, zugfreie Klimaanlagen und beheizte Sitze, elektronische Helferlein all überall.

Wo bleibt da die Herausforderung, die Befriedigung, eine schwierige Strecke „geschafft“ zu haben? Wo geben Kreuz und Hintern noch Rückmeldung zu der Strecke, die man sich zugemutet hat?

Warum fahre ich Motorrad? Es ist eben nicht nur Spazierenfahren am Wochenende mit Sonnenschein, Kräuterduft und Motorengebrumm. Motorradfahren ist wie eh und je eine Herausforderung: lange Strecken, nicht nur die statistisch üblichen 3- 5.000 km pro Jahr (5). Tückische Querrillen und Schlaglöcher, bleigraue Regenfronten voraus, Kälteeinbrüche in den Bergen und schwellende Hitze im Süden. Das alles am Ende eines Tages ausgehalten und gut überstanden zu haben, gibt ein gutes Gefühl.

Motorrad fährt einer Gewitterfront entgegen.

Motorradfahren bedeutet oftmals auch die ernüchternde Konfrontation mit dem Ergebnis der eigenen Schrauberkünste, wenn die Tour unvermutet am Straßenrand endet und die Maschine wieder flott gemacht werden muß.

Kurzum: Motorradfahren nötigt den Fahrer zum Durchhalten, ringt ihm trotz Wind und Wetter Optimismus ab. Breites Grinsen auf der Hausstrecke reicht nicht. Es muß auch für harte Zeiten vorhalten.

Leute, die das besser aushalten als ich und die ihre Maschine mit noch mehr Geschick wieder zum Laufen bringen, ringen mir immer großen Respekt ab. Motorradfahren bringt einen bestimmten Typus Mensch hervor, dessen Entschlossenheit, Durchhaltevermögen und praktisches Geschick man sich im zivilen Leben öfters wünschen würde. Was das Verlangen weckt, dazuzugehören. Auch bei mir.

Soll ich jemandem mit einem Killer-Argument erklären, warum ich Motorrad fahre, dann entgegne ich ihm: Motorradfahren hält jung!

Warum fahre ich Motorrad: auf der Straße der Jugend

Quellen:

(1) Statista. (27. Februar, 2019). Welchen dieser Aussagen bezüglich Motorrädern und Motorradfahren stimmen Sie zu? [Graph]. von https://de.statista.com/prognosen/981437/umfrage-in-deutschland-zu-einstellungen-zum-motorradfahren

(2) DEKRA. „Was Ist Ihre Motivation Zum Motorradfahren?.“ Statista, Statista GmbH, 12. Mai 2010, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/156955/umfrage/motivation-zum-motorradfahren-in-deutschland/

(3) Statista. „Wofür Nutzen Sie Ihr Motorrad Normalerweise? .“ Statista, Statista GmbH, 25. Feb. 2019, https://de.statista.com/prognosen/975758/umfrage-in-deutschland-zum-verwendungszweck-von-motorraedern

(4) Bevölkerungsbefragung „Motorrad-Trends 2017“  der Creditplus Bank

(5) Statista. „Wie Viele Kilometer Sind Sie Letzte Saison / Letztes Jahr Mit Dem Motorrad Gefahren? Wenn Sie Sich Nicht Sicher Sind Schätzen Sie Bitte. .“ Statista, Statista GmbH, 25. Feb. 2019, https://de.statista.com/prognosen/975797/umfrage-in-deutschland-zur-jaehrlichen-fahrstrecke-mit-dem-motorrad

Ähnliche Beiträge:

10 starke Argumente für eine Solo-Motorradtour

Weiterlesen

Windows oder MacOS

Was ist besser – Windows oder MacOS?

In aller Regel kann man zunächst folgendes festhalten: Die Frage ist schlicht falsch gestellt.

Denn es geht meistens (!) nicht um schlechter oder besser, sondern um Gewohnheiten.

Wenn der gute, alte Buchhalter, der seit bald 20 Jahren im Keller sitzt und mit seinem 10-Finger-System und seinem grauen PC mit MS-Office, Excel, Navision oder sonst was arbeitet und damit zurande kommt über Nacht von der Geschäftsleitung einen überaus hübschen iMac spendiert bekommt, dann beißt der nach spätestens sieben Minuten in die Tastatur und wünscht das verdammte Drecksteil zu Teufel. Er kann auf der Tastatur nicht mehr flott tippen und findet seine Menüpunkte nirgends mehr. Von der fehlenden Taskleiste und der nicht vorhandenen Fensterverwaltung mal ganz zu schweigen.
Genauso – nur andersherum, der gute, alte Graphiker. Der sitzt seit Jahren vor seinem Mac und wünscht sich auch nichts anderes. Er macht sowieso nur ein oder zwei Fenster auf und fühlt sich einfach supergeil als Mahäaac-User. Denn damit ist er ja voll der Pro und auch was Besonderes. Stellst du dem über Nacht ein technisch weitaus besser ausgestattetes MS-Surface hin, dann fährt der das anderntags noch nicht einmal hoch, sondern klatscht es kommentarlos an die Wand und reicht umgehend die Kündigung ein.

Das ist beides einfach nur der Gewohnheit geschuldet. Und hat nichts mit der dahinterliegenden Technik zu tun.

Der entscheidende Punkt aber folgt jetzt. Beide werden versuchen, ihre Vorlieben zu verteidigen und eben Rationalisierungsstrategien anwenden.

Da ist der Windows-Benutzer im Nachteil. Er kann nur sagen, daß sein System Industrie-Standard (zumindest in Deutschland) ist und er daher einfach nur den allgemeinen Vorgaben folgt. Und bislang tat es das ja auch. Warum also nicht auch künftig?
Was so falsch nicht ist, denn offenbar hat auch Apple das insoweit verstanden, daß es die MS-Office-Programme ja auch alle auf MacOs gibt. Natürlich nicht umsonst.

Apple-Benutzer hingegen meinen da gerne, daß sie einen Katalog an Vorteilen ausrollen könnten. Das aber ist nichts anderes als dümmliche Rationalisierung des überteuerten Kaufs.
Die Standard-Argumente sind:
(1) MacOS hat eine gute UNIX Konsole
(2) MacOS ist sicher vor Viren.
(3) MacOS ist stabiler als Windows.

Das Problem an diesen Argumenten ist, daß sie nicht für MacOS sprechen.
Wenn man diese Argumente ernst nehmen würde, dann müßte man sich für Linux entscheiden.

Denn:
(1) Wenn man eine gute – und vor allem freie und unkontrollierte – Konsole wünscht: Warum sollte man sich überteuerte Hard- und Software zulegen, wenn es doch so einfach anders geht? Linux! Die MacOS-Konsole ist gegenüber der Linux-Konsole ohnehin ein eher schlechter Witz. Wenn es also wirklich darum geht: Dann kann die Entscheidung eigentlich nicht für MacOS ausfallen. Warum einen teuren Marketing-Gag nehmen, wenn es das Original für lau gibt?
(2) Sicherheit vor Viren bei MacOS war mal. Da Apple MacOS und iOS immer mehr angleicht (man sehe sich mal BigSur an!) ist das so einfach nicht mehr korrekt. Microsoft ist das Ziel von Angriffen, weil es sich lohnt – denn MS ist eine sehr weitverbreitete Monokultur. Wie iOS. Oder halt auch MacOS. Auch hier gilt: Sollte das Argument wirklich ernst gemeint sein, spricht es nicht für MacOS, sondern für Linux.
(3) MacOS ist in der Tat stabiler als Windows. Aber erstens gilt auch hier wieder: Dasselbe gilt für Linux! Und zweitens fordert diese Stabilität einen Preis: Widerlichen Paternalismus.

Letzteres ist ein Punkt, der mich persönlich ganz besonders abstößt. Selbst wenn ich in den einschlägigen Foren nach Alternativen oder Lösungen gesucht habe, kam einfach allzu oft die Antwort: Was willst du denn? So ist es nun einmal bei Apple und deshalb ist es auch gut! Wenn es dir nicht paßt, kauf‘ dir eben keinen!
Diesen Ratschlag werde ich beherzigen.

Noch ein Wort zum Design. Niemand wird bestreiten, daß Apple da definitiv die Maßstäbe setzt. Die Geräte sehen sexy aus. Aber auch dies hat seinen Preis. Wer viel auf der superdünnen (und entsprechend brettharten) MacBook-Tastatur schreibt, weiß, wovon ich spreche. Und man versuche doch mal ein etwas älteres Peripheriegerät (Maus, Drucker, Scanner) anzuschließen! Erstens wird man einen Adapter benötigen – was beim Apple-Original-Zubehör natürlich nicht eben günstig kommt – und zweitens muß man sich unter Umständen sogar noch extra Software im iStore (bei dem man übrigens im Gegensatz zur Linux-Paketverwaltung eine Menge persönliche Daten angeben muß) kaufen, damit man auch die alten und angeblich unsicheren 32bit-Geräte am tollen, neuen MacBook betreiben kann.

Es ist – unterm Strich – wie wenn ein Berufspendler sich ein Auto kaufen möchte um damit die täglichen 32 Kilometer zu bewältigen. Wer nicht auf dicke Hose machen muß, kauft sich einen sparsamen, umweltfreundlichen Kleinwagen um seine 57 Kilo Humanmasse durch die Landschaft zu bewegen. Man könnte aber natürlich auch gesteigerte Wert auf Image und sexy und shiny legen: Ein kleiner Porsche Boxter sollte es dann schon sein.
Nun bitte: Es ist ein freies Land. Man kaufe sich dann eben das, was die gefühlten Bedürfnisse am besten zu befriedigen scheint.
Aber man erspare mir dann die pseudo-rationale Litanei. Der Porsche mag ja technisch besser sein als ein Kleinwagen – aber niemand kann mir ernsthaft erzählen, daß er notwendig sei. Von den Folgekosten und vollkommener Unmöglichkeit eigener Reparaturen oder Erweiterungen einmal ganz abgesehen.

Weiterlesen

Four ein Hallelujah

Honda hatte Ende der 1960er Jahre etliche Motorsporterfolge vorzuweisen und sich längst einen Ruf als Massenhersteller erworben. 

Es wurde höchste Zeit für ein hubraumstärkeres Motorrad. Im Oktober 1968 war es soweit: die brandneue Honda CB 750 Four sorgte auf der Tokio Motorshow für Furore und begeisterte Publikum wie Fachwelt gleichermaßen. Die CB 750 Four gilt zu Recht als erstes Superbike der Motorradgeschichte. Mit ihrem Vierzylinder-Reihenmotor und serienmäßigen Details, die bislang nur als Extra – wenn überhaupt – erhältlich waren, löste sie eine richtungsweisende Veränderung im Bau großer Motorräder aus.

Das Erfolgskonzept der CB 750 Four ist so simpel wie genial: kombiniere Leistung mit Sportlichkeit und echten Allrounder-Qualitäten in nur einem Motorrad. Und so wundert es nicht, dass ihre göttliche Optik und Ausstrahlung jeden elektrisiert – bis heute!  Die Honda CB 750 Four läutete 1969 eine neue Ära an Leistung, Laufruhe und Zuverlässigkeit in der Motorradwelt ein und dominierte in ihrem Segment die 1970er Jahre. Honda verhalf sie zu einer Spitzenstellung bei den Motorradherstellern. Und deshalb ist die Honda CB 750 Four für uns DAS Jahrhundert-Motorrad!

Quelle://www.nippon-classic.de
Weiterlesen

Hochvogel

Parkplatz Hinterhornbach (1130 m) – Hochvogel (2592 m)

Achtung! Der Bäumenheimer Weg ist wegen Gefahr eines massiven Felssturzes gesperrt! Alternativer Anstieg vom Giebelhaus über das Prinz-Luitpold-Haus.

Charakter: Insgesamt mittelschwierige Bergtour. Der Aufstieg auf den markanten Gipfel beginnt einfach und wird am Bäumenheimer Weg mit ungesicherten Kletterstellen im 1. Schwierigkeitsgrad anspruchsvoller. Für die Besteigung sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich.

Anfahrt: Von Reutte in Tirol auf der B198 über Weißenbach am Lech nach Stanzach fahren. Nach dem Ort rechts auf die Hinterhornbacher Landstraße abbiegen (L264). Dieser für knapp 10 Kilometer bis nach Hinterhornbach folgen. An einer T-Kreuzung befindet sich rechts ein Parkplatz mit begrenzten Parkmöglichkeiten. Hier findet sich auch eine Übersichtkarte der Wanderwege in der Region.

Der Hochvogel gilt zu Recht als einer der Höhepunkte der Allgäuer Alpen. Nicht nur durch seinen markante Erscheinung, sondern vor allem wegen seiner fantastischen Aussicht erfreut sich der Berg größter Beliebtheit. Schon während des Aufstiegs über den anspruchsvollen Bäumenheimer Weg zeigen sich viele Gipfel der Lechtaler und Allgäuer Alpen. Am Gipfel angekommen offenbart sich eine Rundumsicht, die von der Schweiz im Westen bis zum Karwendelgebirge im Osten und vom Alpenhauptkamm im Süden, bis weit in das Alpenvorland im Norden reicht.

Aufstieg: Vom Parkplatz starten wir rechts auf der Teerstraße dem Wegweiser zum Hochvogel folgend. Den Weg zum Hornbachjoch 431 lassen wir links liegen und halten uns rechts. Nach etwa 15 Minuten Aufstieg endet die Teerstraße und es geht weiter auf Schotter. Fünf Minuten später biegen wir links in einen Pfad ab, der schon bald wieder die Forststraße kreuzt. Je höher wir steigen, umso weiter können wir in das unter uns liegende Hornbachtal blicken. Im Westen erhebt sich der Kanzberg (2009 m). Eineinhalb Stunden nach Beginn unserer Wanderung erreichen wir ein Wegkreuz, hinter dem sich der Hochvogel von seiner Südseite präsentiert.

Bei toller Sicht steigen wir weiter Richtung Fuchsensattel auf. Bevor wir diesen jedoch erreichen, biegen wir in 1975 Metern Höhe links nach Westen Richtung Bäumenheimer Weg (422) ab. Die Sicht wird immer besser. Im Osten wird über unserem Aufstiegsweg die Sicht auf Kluppenkarkopf, Jochumkopf und Roßkarspitze frei. Auch ein Blick zum Ende des Hornbachtales ist uns nun vergönnt. Wir queren in einem weiten Bogen über die Schotterfelder unter den südlichen Wänden des Hochvogels bis fast zur Westflanke des Berges. Jedoch noch bevor der Blick in den Westen komplett frei werden würde, führt uns der Weg in entgegengesetzter Richtung steil bergauf.

Zwischen zwei Felsbrocken kommen wir an einer Gedenktafel vorbei. Diese erinnert daran, dass der Weg 1900 von Herrn Osker Mey aus Asbach-Bäumenheim errichtet wurde. Heute wird der Weg von der Sektion Donauwörth instand gehalten. Immer felsiger gestaltet sich der Aufstieg. 20 Minuten nachdem wir die Tafel passiert haben, bietet sich erstmals weiterreichender ein Blick Richtung Westen auf den Vorderen Wilden (2241 m) und dem dahinter liegendem Schneck (2268 m). Vom Gipfel trennt uns aber noch eine gute Stunde.

Der gut markierte Weg bleibt interessant. Nur wenige Stellen sind mittels Drahtseil gesichert. Fast vergisst man die fantastische Aussicht, während man sich vorbei an bizarren Felsformationen Höhenmeter für Höhenmeter die Felspyramide des Hochvogels hinauf kämpft. Stellenweise muss man bei leichten Kraxeleien Hand anlegen. Aber auch auf den vielen Felsbändern sollte man trotz der tollen Aussicht darauf achten, wo man hin tritt. Nach vier Stunden Gesamtgehzeit hat man es geschafft und das Gipfelkreuz ist erreicht.

Beschriftetes Panoramabild: Ausblick vom Hochvogel

Die sich einem nun bietende Sicht lässt sich schlecht in Worte fassen. Es gibt wohl kaum ein Gipfel der Allgäuer oder Lechtaler Alpen, der von hier nicht zu sehen ist. Im Osten begrenzen in 40 Kilometer Entfernung die Zugspitze und das Wettersteingebirge die Sicht. Von Südost bis Südwest erheben sich hinter der Hornbachkette, die in den Allgäuer Hauptkamm übergeht, die Lechtaler Alpen. Im Westen bestimmen die zahlreichen Gipfel des Bregenzer Waldes das Bild. Bei guter Sicht kann man bis zu den Appenzeller Alpen blicken. Der Nordosten wird vom Nebelhorn und dem Großen Daumen geprägt. Weiter im Norden bestimmen die Ostallgäuer und Ammergauer Berge das Bild.

Abstieg: Wie Aufstieg.

Einkehrmöglichkeit:

  • Auf dem Weg gibt es keine Einkehr- oder Übernachtungsmöglichkeit.

Quelle: http://www.hoehenrausch.de

Weiterlesen

Zimba im Rätikon

Eine echte Herausforderung im Rätikon ist die Besteigung der Zimba. Seit Generationen fasziniert der 2.643 Meter hohe Berg Alpinisten im ganzen Land. Gerne wird die Zimba aufgrund ihrer außergewöhnlichen Form auch als das Montafoner Matterhorn beschrieben. Zum Gipfel führt weder ein Wanderweg noch ein Klettersteig und es braucht schon Mut, Schwindelfreiheit und Kondition, um die anspruchsvolle Felstour im III. Schwierigkeitsgrad zu bewältigen.


Die Tour auf die Zimba, das Matterhorn des Montafon, ist eine der schönsten Klettertouren im Tal. Von der Heinrich Hueter-Hütte (1.766 m) geht es über die Normalroute des Westgrates auf einem rot markierten Steig in steilem Zickzack auf das Zimbajoch. Diese 260 Meter hohe, teils brüchige Wand ist bereits in leichter Kletterei (Schwierigkeitsstufe I-II) zu überwinden. Vom Zimbajoch geht es über den Westgrat zum Gipfelkreuz der Zimba. Dort beginnt die eigentliche Kletterei über den teilweise sehr ausgesetzten Westgrat. Die Route führt weiter über die sogenannte „Sohmplatte“ und bietet schöne Kletterei bis Schwierigkeitsgrad III. Haken sind teilweise vorhanden.

Tourenbeschreibung

Die Zimba ist mit ihren 2.643 m und ihrer außergewöhnlich schönen Form ein interessantes aber auch sehr anspruchsvolles Gipfelziel im Rätikon. Der Normalweg führt von der Heinrich-Hueter-Hütte über das Zimbajoch und über den brüchigen Westgrat mit Kletterstellen bis zum III. Grat auf den Gipfel.

Wegbeschreibung
Von der Heinrich-Hueter-Hütte bis zum Zimbajoch ist der Anstieg noch relativ einfach. Man folgt dem markierten Wanderweg, der das letzte Stück hinauf zum Zimbajoch allerdings ordentlich steil ist. 

Ab dem Joch auf 2.387 m wird es nun aber schwierig. Hier beginnt der Westgrat, der relativ brüchig ist. Auch führt kein Steig nach oben, sondern man folgt maximal Trittspuren und es braucht ein gutes Gespür für die Routenfindung. Kletterstellen bis zum III. Grat in luftiger Höhe sind zu überwinden, ehe man den aussichtsreichen Gipfel mit 2.643 m erreicht. 

Weiterlesen

Großer Krottenkopf

Elbigenalp (1039 m) – Hermann-von-Barth-Hütte (2131 m) – Krottenkopfscharte (2350 m) – Großer Krottenkopf (2656 m) – Krottenkopfscharte (2350 m) – Abzweig Weg Nr. 437 (2045 m) – Rothornjoch (2158 m) – Bernhardseck-Hütte (1812 m) – Elbigenalp (1039 m)

Charakter: Insgesamt anspruchsvolle und sehr anstrengende Bergwanderung. Beim Zustieg zur Hermann-von-Barth-Hütte handelt es sich um eine mittelschwierige Bergwanderung auf teils steinigen Wegen. Am Weiterweg von der Hütte zur Krottenkopfscharte befindet man sich größtenteils im Gehgelände, wird allerdings auch von sehr steilen Anstiegen auf brösligem Untergrund sowie kurzen drahtseilgesicherten Querungen und Kraxeleien erwartet. Der Gipfelanstieg verlangt kleinere ungesicherte Klettereien im 1. Schwierigkeitsgrad. Die beschriebenen Abstiegsvariante über das Bernhardseck erfordert eine sehr gute Kondition. Zudem gilt es kurze Felsstufen und eine drahtseilgesicherte Rinne zu meistern. Der Abstieg vom Rothornjoch über das Bernhardseck ist unschwierig. Von der Hermann-von-Barth-Hütte legt man über das Bernhardseck nach Elbigenalp eine Wegstrecke von 18,5 km zurück. Wem dies zu lang ist, der kann zusätzlich in der gemütlichen Bernhardseck-Hütte nächtigen und die Runde auf drei Tage verteilen.

Der Große Krottenkopf ist der höchste Berg der Allgäuer Alpen. Bestiegen wird er sowohl von Oberstdorf über die Kemptner Hütte als auch von Tirol mit Ausgangspunkt in Holzgau oder Elbigenalp. Die Zustiege zum Krottenkopf sind allesamt nicht gerade kurz. Wer in Elbigenalp startet, der kann die Tour mit einer Nächtigung auf der Hermann-von-Barth-Hütte auf zwei Tage verteilen. Diese Aufstiegsroute, die entlang der schroffen Hornbachkette führt und zudem herrliche Blicke zu den Lechtaler Alpen ermöglicht, ist landschaftlich ungemein reizvoll. Vom Gipfel des Großen Krottenkopfs gelangt man am schnellsten durch das Bernhardstal zurück nach Elbigenalp. Wer noch Luft und Lust hat, wählt als Abstiegsvariante den sehr langen Rundweg über die Bernhardseck-Hütte und kommt noch in den Genuss eines wunderbaren Nahblicks auf den Allgäuer Hauptkamm.

Aufstieg: Am Geierwallyparkplatz in Elbigenalp spazieren wir auf die Schnitzschule zu und passieren das rote Gebäude auf seiner rechten Seite. Wir folgen der Teerstraße und treffen in der ersten Kehre auf gelbe Wegweiser. Hier halten wir uns rechts Richtung Hermann-von-Barth-Hütte und Kasermandl. Der asphaltierte Weg geht in einen Forstweg über und schlängelt sich durch lichten Wald bergauf. Schon bald erblicken wir vor uns den Gipfel der Roten Wand. Kurz darauf passieren wir eine Almhütte und wählen dort den linken (oberen) Weg, der auf die Rote Wand zuführt. 20 Minuten später erreichen wir an einem Sattel eine Verzweigung. Hier halten wir uns rechts und folgen der Ausschilderung Richtung Kasermandl.

Nach einer Gehzeit von insgesamt einer Stunde erreichen wir die Kasermandl-Hütte, die wir rechts liegen lassen. Wir gehen immer geradeaus über den Forstweg und gelangen nach weiteren zehn Minuten zur Talstation der Materialseilbahn der Hermann-von-Barth-Hütte. Gleich nach der Talstation spazieren wir in einer Rechtskehre geradeaus weiter und schlagen einen schmalen Pfad ein. Wir wandern über einen licht bewaldeten Rücken bergauf und treffen nach einer weiteren guten Viertelstunde auf das Ende eines Forstweges. Hier halten wir uns links und folgen der Ausschilderung Richtung Hermann-von-Barth-Hütte. Über einen schon bald steinigeren Weg spazieren wir in das Tal des Balschtebachs hinein.

Hoch über der Schlucht, durch die sich der Bachlauf seinen Weg bahnt, passieren einen in den Fels geschlagenen und mit Drahtseilgeländer gesicherten Quergang. Wir wandern immer weiter in das Tal hinein und treffen eine knappe Viertelstunde später auf den Balschtebach, den wir überqueren. Danach vollzieht unser Pfad einen Linksknick und führt uns in südlicher Richtung einen mit Sträuchern und Latschen bewachsenen Hang hinauf und im Anschluss in einen grünen Kessel hinein. Von dort leitet uns der Weg in einem Rechtsbogen wieder hinaus und wir queren über einen schrofigen Pfad einen latschenbewachsenen Hang. Nach der Querung schlängelt sich der Weg schließlich zur großen freien Fläche unterhalb des Wolfebnerkars hinauf.

Nun erblicken wir auch erstmals die Hermann-von-Barth-Hütte, die wir in einem großzügigen Linksbogen nach insgesamt drei Stunden Gehzeit erreichen. Für den Weiterweg gehen wir über die Hüttenterrasse links am Schutzhaus vorbei, lassen den Winterraum links liegen und folgen der Ausschilderung Richtung Kemptner Hütte den Hang hinauf. Nach nur drei Minuten treffen wir auf eine Verzweigung. Hier biegen wir links Richtung Kemptner Hütte ab (gelber Wegweiser). Über einen steinigen Pfad wandern wir in moderater Steigung auf den Rücken südlich der Ilfenspitzen hinauf. Wir queren den Kammverlauf in nordwestlicher Richtung über kleinere drahtseilgesicherte Felsstufen und steigen dann in westlicher Richtung in das Birgerkar hinunter.

Über das weite Birgerkar steuern wir auf die markante Hermannskarspitze zu. Am Fuße der Hermannskarspitze treffen wir auf einen Abzweig. Wir lassen den Abstiegsweg ins Bernhardstal links liegen, gehen weiter geradeaus und queren an der Hermannskarspitze vorbei. Im Anschluss führt uns der Weg in vielen Serpentinen und teilweise sehr steil über sandigen Untergrund zur Schafscharte (2320 m) hinauf. Von der Scharte blicken wir erstmals hinüber zum Großen Krottenkopf. Rechts unterhalb des mächtigen Gipfelaufbaus liegt mit dem Hermannskarsee unser nächstes Ziel. Wir steigen von der Schafscharte über brösliges Terrain abwärts, wandern in nördlicher Richtung in das Hermannskar hinunter, queren dies in einem großzügigen Linksbogen und erreichen den Hermannskarsee (2216 m).

Wir lassen den Hermannskarsee rechts liegen und wandern in südlicher Richtung am Großen Krottenkopf vorbei. Nach einer kurzen seilversicherten Querung treffen wir auf eine schrofige Rinne, die wir hinauf steigen. Gleich im Anschluss erreichen wir eine Felsstufe, die wir entlang einer Drahtseilsicherung überwinden. Danach wandern wir auf die Krottenkopfscharte zu und steigen zu dieser in vielen und zum Schluss hin steilen Serpentinen hinauf (2 ½ Stunden ab Hermann-von-Barth-Hütte). Von der Krottenkopfscharte (2350 m) blicken wir erstmals hinüber zum Hauptkamm der Allgäuer Alpen mit dem Hohen Licht, der Hochfrottspitze, der Mädelegabel und der Trettachspitze. Nach dem ersten Genuss des schönen Panoramas wenden wir uns an der Krottenkopfscharte nach rechts.

Über schottrigen Untergrund steigen wir über einen zu Beginn deutlich sichtbaren Pfad in Serpentinen bergauf. Der Pfad verliert sich schon bald im plattigen Fels. Die Orientierung ist nicht weiter schwierig, da die Route bestens mit roten Strichen markiert ist. Über Schotter und Platten wandern wir auf den Gipfel zu. Am Fuße des Gipfelaufbaus queren wir von einer Einschartung nach links und steigen über Bänder und plattigen Fels in leichter Kletterei höher. Am Gipfelgrat steigen wir über eine abschüssige Platte hinweg und im Anschluss über den nun deutlich schmäleren Blockgrat zum Gipfelkreuz hinüber. Vom Gipfel genießen wir den Blick über die Marchspitze zur Bretterspitze und zur Urbeleskarspitze. Über die Lechtaler Alpen schauen wir zu den Ötztaler Alpen mit der Watzespitze und der Wildspitze, zum Verwall und zur Silvretta. Hinter dem Hauptkamm der Allgäuer Alpen zeigen sich einige Gipfel des Rätikon.

Abstieg: Vom Gipfel des Krottenkopfs steigen wir wieder hinunter in die Krottenkopfscharte. Wer den kürzesten Weg nach Elbigenalp einschlagen möchte, der wendet sich an der Scharte nach links, verlässt nach kurzer Zeit den Aufstiegsweg rechtshaltend und folgt den roten Markierungen in südöstlicher Richtung hinab (an dieser Stelle gibt es keinen Wegweiser!) ins Bernhardstal. Im Talboden wendet man sich nach links und wandert über die Gibler Alm nach Elbigenalp (3 ½ bis 4 Stunden ab Krottenkopf-Gipfel). Wir entscheiden uns für den schöneren aber auch deutlich längeren Abstieg über das Bernhardseck. Dazu wenden wir uns an der Krottenkopfscharte nach rechts und folgen den Wegweisern Richtung Kemptner Hütte und Holzgau. Über viele Serpentinen und über kleinere Felsstufen mit Trittbügeln und -stiften erreichen wir nach einer guten halben Stunde im Talboden eine Verzweigung (2045 m).

Dort wenden wir uns nach scharf links und folgen der Ausschilderung Richtung Jöchelspitze und Bernhardseck-Hütte (gelber Wegweiser). Wir wandern über den Weg Nr. 437 in einigem Auf und Ab in südlicher Richtung, queren die Ramstallspitze und steigen in ein Kar hinab. Im Kar halten wir uns links und gelangen über einen steinigen Weg zu einer markanten Felsrinne. Wir klettern die drahtseilgesicherte Rinne hinauf und erreichen kurz darauf eine Verzweigung. Hier biegen wir rechts ab Richtung Berhardseck und queren über einen Wiesenpfad im leichten Auf und Ab vorbei am Strahlkopf und an der Rothornspitze. Schließlich erreichen wir mit dem Rothornjoch (2158 m) die Einsattelung zwischen Rothornspitze und Jöchlspitze. Am Rothornjoch wenden wir uns nach links (Wegweiser „Bernhardseck“) und wandern in östlicher Richtung in eine grasige Senke hinunter.

Von der Senke wandern wir in einem Gegenanstieg bergauf zu einem Plateau. Immer am Kamm bleibend spazieren wir wieder bergab und meistern noch einmal einen Gegenanstieg, bevor uns der Weg hinunter zur Bernhardseck-Hütte bringt. Von der Hütte gehen wir weiter geradeaus und folgen dem Karrenweg, der kurz darauf ungewöhnlich steil bergab führt. In einer Rechtskurve verlassen wir den Forstweg linkshaltend und folgen dem Pfad Richtung Elbigenalp. Später treffen wir wieder auf den Forstweg, gehen über diesen ein Stück nach rechts und verlassen diesen bald darauf wiederum über einen Pfad nach links (Wegweiser „Abkürzung Elbigenalp“). Sobald dieser wieder auf den Forstweg trifft, biegen wir links ab und spazieren weiter zur Gibler Alm. Direkt an der Alm führt ein Pfad hinunter nach Elbigenalp. Je nach Geschmack kann man den kleinen Pfad einschlagen oder sich vor der Alm nach rechts wenden, und über den Forstweg hinunter zum Ausgangspunkt spazieren.

Autor: Didi Hackl // https://www.hoehenrausch.de

Weiterlesen

Verwall Runde

Verwall-Runde

Das Verwall liegt in den zentralen Ostalpen zwischen bekannten Orten wie St. Anton und Ischgl. Diese Durchquerung ist so angelegt, dass nahezu täglich die Option auf einen Gipfel besteht. Auch der höchste Verwallgipfel der hohe Riffler, 3168 m, steht auf dem Programm. Die Routenführung ist abwechlungsreich und spannend. Für geübte Wanderer eine großartige Rundtour.

1. TAG: ARLBERGPASS – KALTENBERGHÜTTE↑ 650 m ↓ 300 m 4 Std.

Wir wandern etwas abseits der Liftanlagen auf dem Berggeistweg und über den Albonagrat, 2380 m, zur Kaltenberghütte, 2089 m, unserer ersten Unterkunft der Tour.2. TAG: KALTENBERGHÜTTE – KRACHELSPITZE – KONSTANZER HÜTTE↑ 900 m ↓ 1300 m 6 Std.

Wir begehen Reutlinger Weg auf die Krachelspitze, 2686 m, und wandern weiter, vorbei am Kaltenbergsee, der auf 2506 m liegt. Diese wilde Moränenlandschaft verlassen wir über das Gstansjöchli, 2573 m, und steigen zur Konstanzer Hütte, 1688 m, ab.3. TAG: KONSTANZER HÜTTE – SCHEIBLER 2978M (OPTIONAL) – DARMSTÄDTER HÜTTE↑ 1300 m ↓ 600 m 5-6 Std.

Durch das wunderschöne Fasultal gelangen wir zum Kuchenjöchli, 2730 m. Von hier haben wir die Möglichkeit den Scheibler, 2978 m, zu besteigen. Die besteigung erfolgt nur bei sehr guten Bedingungen und sehr guter Gruppe! Der Abstieg erfolgt über den Apothekerweg zur Darmstädter Hütte, 2384 m.4. TAG: DARMSTÄDTER HÜTTE – SCHNEIDJÖCHEL – NIEDERELBEHÜTTE↑ 1000 m ↓ 1100 m 5-6 Std.

Auf dem Zentralalpenweg wandern wir zum Schneidjöchel, 2841 m. Weiter geht es auf dem Hoppe-Seyler-Weg zur Kieler Wetterhütte. Es folgt ein Abstieg zur Niederelbehütte 2310 m. Wer möchte, kann noch auf den Kappler Kopf, 2404 m, steigen.5. TAG: NIEDERELBEHÜTTE – EDMUND GRAF HÜTTE – HOHER RIFFLER↑ 590 m ↓ 520 m 5 Std.

Auf dem Kieler Weg geht es zur Schmalzgruben Scharte, 2697 m, und weiter auf dem Riffler Weg zur Edmund-Graf-Hütte, 2408 m. Nach einer verdienten Pause besteht die Möglichkeit den Hohen Riffler, 3168 m – höchster Berg der Verwallgruppe – zu besteigen. Hierfür fallen nochmals 4 Std. Gehzeit und 780 m im Auf- und Abstieg an. Allerdings können wir unser Gepäck auf der Edmund-Graf-Hütte deponieren.6. TAG: ABSTIEG – ST CHRISTOPH↓ 700 m 2 Std.

Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg hinab ins Tal. Mit dem Bus fahren wir zurück zum Ausgangspunkt.

Kaltenberghütte des DAV Reutlingen
Weiterlesen

Das Wunder des Theismus/Mackie

Ingo Elbe/Rote Ruhr Uni
Ein wenig speziell, aber gut und das Buch ist zu empfehlen. Danach einen badischen Krimi und dann wieder festere Kost.

Das vorliegende Werk des australischen Philosophen John Leslie Mackie (1917-1981) setzt tiefer an als viele geläufige Texte des zeitgenössischen Atheismus. Mackie arbeitet mit einer sich jedem Argument ernsthaft nähernden, es gründlich auf logische
Zulässigkeit und empirische Plausibilität hin prüfenden, unpolemischen Geltungsreflexion.

Die Diagnosen eines säkularen, schon post-atheistischen bürgerlichen Zeitalters sind gescheitert. Nicht nur Esoterik und anderer Neo-Mystizismus, sogar der traditionelle Gottesglaube scheint wieder en vogue. In Zeiten, in denen christlicher und islamischer Fundamentalismus weltweit auf dem Vormarsch sind, in denen der Papst von den Medien besinnungslos als (deutscher) Popstar abgefeiert wird, die EU-Kommission sich nicht zu einer Ablehnung des Kreationismus durchringen kann, in Deutschland Ex-Muslime und in den USA Abtreibungsärzte um ihr Leben fürchten müssen oder in denen wieder und wieder die Lüge vom christlichen Ursprung der bürgerlich-demokratischen Rechtsordnung kolportiert wird, in solchen Zeiten ist man schon für jedes Zeichen klassischer bürgerlicher Aufklärung und offensiven Atheismus dankbar – selbst in dem Bewusstsein, dass diese selten zu den Ursachen des neo-archaischen Denkens vordringen. 
Das vorliegende Werk des australischen Philosophen John Leslie Mackie (1917-1981) setzt ein solches Zeichen. Es setzt dennoch tiefer an als viele geläufige Texte des zeitgenössischen Atheismus, wie z.B. die Faktendarstellungen einer „Kriminalgeschichte des Christentums“ von Karlheinz Deschner oder die polemischen Essays Michel Onfrays. Mackie, in der akademischen Diskussion vor allem durch seine Beiträge zur Ethik („Ethics. Inventing Right and Wrong“ (1977)) und zum Kausalitätsbegriff („The Cement of the Universe. A study of causation” (1974)) bekannt geworden, widmet sich sämtlichen Begründungsversuchen einer theistischen Gottesvorstellung, d.h. der eines personalen, allmächtigen, allwissenden, gütigen, ewigen Schöpfers des Universums.
Mackie arbeitet mit einer sich jedem Argument ernsthaft nähernden, es gründlich auf logische Zulässigkeit und empirische Plausibilität hin prüfenden, unpolemischen Geltungsreflexion. Die Methode einer sozialpsychologischen Untersuchung der Genese religiöser Bedürfnisse und Vorstellungen spielt bei ihm eine eher randständige Rolle, wird aber ebenfalls in einem eigenen Kapitel („Religiöse Erfahrung und die natürliche Geschichte der Religion“) abgehandelt – allerdings mit einem eher oberflächlichen Bezug auf Feuerbach und Freud sowie einem recht verzerrten Bild von Marx.
Seine Stärke hat dieses Buch zunächst in seiner akribischen Untersuchung der rationalen Begründungsversuche der Existenz Gottes. Charakteristisch für diese Versuche ist folgender Ausspruch Anselms von Canterbury: „Herr … wollte ich auch an Dein Dasein nicht glauben, so wäre ich doch außerstande, es nicht zu erkennen“. Erklärtes Ziel der traditionellen ‚Gottesbeweise’ ist es also, dem Ungläubigen zu zeigen, dass sein Atheismus nicht widerspruchsfrei aufrecht zu erhalten ist. Diesem Anspruch begegnet Mackie mit einer meist immanenten logischen Geltungsprüfung. Im Falle des von Anselm initiierten und von Descartes weitergeführten ontologischen Arguments, d.h. des Schlusses von der bloßen Idee Gottes auf seine notwendige Existenz, stützt sich Mackie unter anderem auf ein selten beachtetes Gegenargument Kants (72, 79, 85), das nicht mit dessen These identisch ist, ‚Sein’ sei kein reales, sondern lediglich ein grammatisches Prädikat. Mackie handelt aber nicht nur ontologische Argumente ab, sondern bietet ein meist auch für philosophische Laien gut verständliches Kompendium, das detailliert nachweist, wie auch die kausalistischen, teleologischen, kosmologischen, ethischen, sensualistischen und kognitivistischen Argumentationsversuche an ihrem eigenen Begründungsanspruch scheitern. 

Dem Problem der Theodizee, dem Versuch der Rechtfertigung Gottes angesichts des Übels in der Welt, wird ein eigenes Kapitel gewidmet, in dem Mackie zeigt, wie es dem Theismus unmöglich ist, sämtliche Attribute, die er seinem Gott zuordnet, zugleich aufrecht zu erhalten. Übel und Leid stellen sich dabei als begründungstheoretische Anomalien und notwendige genetische Bezugspunkte religiösen Denkens gleichermaßen heraus: Das, worauf der Theismus stets als Bezugspunkt seiner Existenz und praktischen Notwendigkeit rekurriert, menschliches Leid, kann nicht konsistent in seinen eigenen Deutungsrahmen integriert werden (250). So widersprechen beispielsweise absorbierbare Übel der Allmacht und Güte Gottes – ein allmächtiger Gott bedarf keiner Mittel, um seinen Willen zu realisieren (was auch in der magischen Vorstellung des Wunders impliziert ist), verwendet er sie dennoch (in Gestalt von Übeln, die letztlich Gutes bewirken), dann ist er ein Sadist. Auch die nichtabsorbierbaren Übel sind nicht mittels der These der menschlichen Willensfreiheit (die Mackie zufolge in ihrer radikalen Variante wiederum lediglich ein säkularisiertes religiöses Dogma darstellt) zu begreifen (258, 261ff.).
Doch nicht nur die rationalen Argumente zugunsten des Theismus, auch die moderneren Varianten einer gleichsam indirekten, nämlich nützlichkeitsorientierten (z.B. Pascals Wette) oder sprachspieltheoretischen (Wittgenstein, Winch, Phillips) Apologie des Gottesglaubens werden einer radikalen Kritik unterzogen. Insbesondere die sprachpragmatisch-hermeneutische Position, die einen Sinn religiöser Praktiken jenseits des Glaubens an theistische Tatsachenbehauptungen, aber auch ohne Eingeständnis der lediglich psychosozialen Kompensationsfunktion dieser Praktiken behauptet, wird von Mackie als beispielloses sacrificium intellectus erwiesen. Sein Resümee: Religiöser Glaube ohne Tatsachenbehauptungen über die Existenz religiöser Sachverhalte ist purer Unfug. Die Wendungen des ‚Vertrauens auf’, des ‚Erkanntwerdens von’, des ‚Lobes des’ oder der ‚Verantwortung gegenüber’ haben nur dann einen Sinn, wenn sie sich auf einen als wie auch immer real angenommenen Gott beziehen (359), sonst sind sie lediglich Metaphern für rein weltliche psychosoziale Sachverhalte (z.B. für Beziehungen zu anderen Menschen, das eigene Gewissen oder Ähnliches) – was sie gemäß der Sprachspieltheorie der Religion aber erklärtermaßen auch nicht sein sollen. 
Mackies in vielerlei Hinsicht überzeugendes Werk endet mit einem Plädoyer für einen atheistischen Humanismus, der die Erkenntnis der Künstlichkeit von Moral (hier ist er ganz Humeaner) nicht vorschnell mit der Gefahr des Nihilismus identifiziert, wie dies von interessierter religiöser Seite meist geschieht (402ff). Mackie zeigt umgekehrt, in der Tradition von Freuds Motivation zur Schrift „Die Zukunft einer Illusion“ stehend, dass die Bindung humanistischer Perspektiven an religiöse Vorstellungen diese Perspektiven mit der Entsubstantialisierung der Religion zugleich gefährden würde. Allerdings konstatiert er einen präkonventionellen Charakter theistischer Moral (‚Ich meide die Sünde, weil Gott mich für sie bestrafen wird’) und folgert, dass religiöse Menschen nicht wegen, sondern trotz ihres Glaubens moralisch-prinzipienorientiert handeln könnten. Die Wertvorstellungen der großen monotheistischen Religionen sind aber nicht mehr das Thema dieses Buchs.

Weiterlesen

Trekking Schwarzwald

In der Wildnis übernachten

In insgesamt neun Trekking-Camps im gesamten Schwarzwald, die von Mai bis Oktober gebucht werden können, ist das Übernachten im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, im Nationalpark Schwarzwald sowie im Naturpark Südschwarzwald erstmals ganz offiziell erlaubt. Die Camps liegen alle abseits der Ortschaften, sind nur zu Fuß zu erreichen und verfügen über Stellplätze für bis zu drei Zelte, eine Feuerstelle und ein kleines Toilettenhäuschen. Mehr nicht. Wasser und Verpflegung müssen die Trekker selbst mitbringen, Müll muss wieder mitgenommen werden.

Wildnis, Abgeschiedenheit, Freiheit – bei „Trekking Schwarzwald“ bietet sich Naturbegeisterten die einzigartige Möglichkeit, ganz auf sich allein gestellt die eindrucksvolle Natur im Schwarzwald hautnah zu erleben. Genau das richtige Abenteuer also für alle, die einmal losziehen und mit dem Zelt im Wald übernachten wollen.

„Wir können nie genug Natur um uns haben.“
(Henry David Thoreau)

Buchen – so geht’s:

  • Unter „Regionen“ Nord- oder Südschwarzwald auswählen
  • „Jetzt buchen“ auswählen
  • Trekking-Camp auswählen
  • Übernachtung online buchen
  • Tourenvorschläge aussuchen
  • Zugeschickte Unterlagen ausdrucken oder downloaden

http://www.trekking-schwarzwald.de

Weiterlesen