Bodhran

Die Bodhrán ist eine Rahmentrommel. Rahmentrommeln werden auf der ganzen Welt gespielt, aber die Spielweise, bei der das Fell mit der rechten Hand mit der Hand oder einem Schlegel (Tipper) geschlagen wird, während die andere Hand die Tonhöhe verändert, ist einzigartig. Die Spielweise hat sich in den letzten 50 Jahren sehr differenziert herausgebildet aber die Bodhrán befindet sich immer noch in der Entwicklung, was sowohl Stile als auch die Herstellung betrifft.


Bodhráns kommen in verschiedenen Größen und Formen vor. Der Rahmen ist eigentlich immer aus Holz, leider häufig Pressholz, seltener aus Schichtholz. Nachdem früher der Rahmen recht schmal war, kommen nun etwas tiefere Rahmen in Mode, ein Kreuz wird immer seltener eingebaut. Das Fell ist das entscheidende Element einer Trommel und bei der Bodhrán wird vorwiegend Ziegenfell verwendet. Aber auch andere Felle wie Kalb, Hirsch, Greyhound und sogar Känguruh und Emu sind schon zum Einsatz gekommen. Ein besonderes Fell ist das Lambegfell aus dem Norden Irlands. Hierbei handelt es sich auch um Ziegenfell, welches aber eigentlich für die Lambegtrommel, eine große Trommel, die bei Paraden in Nordirland gespielt wird, hergestellt wurde. Das Lambegfell eignet sich aber auch hervorragend für Bodhráns.

Die Bodhrán wird natürlich am häufigsten in der irischen Musikszene eingesetzt. Dort genießt sie manchmal einen zweifelhaften Ruf, dass es einfacher aussieht, auf einer Trommel zu schlagen, als komplizierte Melodien auf einer Geige zu spielen. Dennoch bedarf es viel Rhythmusgefühl und Einfühlungsvermögen, damit man auf eine irischen Session willkommen ist. Außerdem sollte man die Melodien (Tunes) kennen und sie zu begleiten wissen. Solche Dinge werden auf Workshops gelehrt, die es inzwischen zahlreich in Deutschland gibt. Diese Workshops und die gestiegene Qualität auch der Einsteigertrommeln haben dazu beigetragen, dass es die Reputation langsam besser wird.
Aber auch außerhalb der irischen traditionellen Musik erfreut sich die Bodhrán als Schlagzeug für unterwegs immer mehr an Beliebtheit.

Geschichte der Bodhrán

In den letzten 50 Jahren hat die Bodhrán eine Entwicklung durchgemacht, wie sie kaum einem anderen Instrument unserer Zeit widerfahren ist. Aber was war vorher?

Der Ursprung

Liam Ó Bharáin hat neben einigen anderen grundlegende Forschung zum Thema Ursprung der Bodhrán durchgeführt und hier veröffentlicht. Auf Ihn beziehe ich mich in diesem Abschnitt.

Die Bodhrán ist eine Rahmentrommel, wie es sie in vielen verschiedenen Formen auf der ganzen Welt verteilt gibt. Dennoch ist die Herkunft der Bodhrán ungeklärt. Ihre äußerliche Verwandtschaft zum Tambourin ist offensichtlich, aber einen Beweis, dass sie auf Handelswegen mit dem südlichen Europa nach Irland gekommen ist, wurde noch nicht gefunden.

Das Wort „Bodhrán“ stammt aus dem irischen bodhar, welches taub, stumpf, benommen oder auch dumpf bedeuten kann. Das Wort Bodharaí steht für einen hohlen Ton, den Klang einer Trommel und so weiter. Vom Wort bodhar leitet sich übrigens seit dem Mittelalter das engl. Wort „to bother“ ab. Bodhar ist heute nicht mehr im Gebrauch.

Der früheste Nachweis eines Gebrauchs des Wortes bhodhrán geht auf eine Schrift aus dem 15.Jhd. zurück, eine medizinische Anleitung, in der ein aufgeblähter Bauch mit dem Sound einer Trommel (bhodhrán) beschrieben wird. Auch in alten Lexikaeinträgen zeigt sich, dass das Wort Bodhrán vor 1827 schon in Gebrauch war. Auf Abbildungen eines irischen Malers (Maclise), die ca. 1850 entstanden sind, sieht man eine Rahmentrommel, bei der die linke Hand des Spielers innen das Fell berührt und die rechte die typische Bewegung auszuführen scheint. Die folgenden drei Bilder zeigen drei Ausschnitte aus dieser Abbildung.

Wie weitere Forschungen ergeben haben, fanden sich in einigen Bereichen Kerrys schon in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts einige Bodhránhersteller, die damals nicht nur für die lokalen Musiker, sondern auch schon für Touristen gebaut haben, die Bodhrán war also damals schon ein beliebtes Souvenir.

  • From Liam Ó Bharáin: Bodhrán: its origin, meaning and history
    „James (Sonny) Davey, from Bunanadden, Ballymote in County Sligo
    , made his first bodhran some time between about 1917, when he was eight years of age, and 1920, when he was 12 (Schiller, 2001; Vallely, 1999). He related to Rina Schiller (2001) how the first bodhran he owned was made by an ‚old flute player‘ and that he went to the crossroads (this would have been to crossroads dances) accompanying him on the bodhran. He first made a bodhran himself for a man who approached him in a hall in Bunanadden ‚where we were having a tune‘. Davey was apparently accompanying the fiddler Fred Flynn at an event in the hall. James relates that he was shown how to cure goatskin by a Donegal man. He had a workshop organised and was making bodhrans commercially with an emphasis on the tourist trade by 1927. Some of these early bodhrans bore the inscription ‚Souvenir of Ireland‘. Schiller goes on to relate how he soon gave up the tourist trade to concentrate on making bodhrans in response to a strong demand for his product from musicians in Ireland.“ (Schiller, 2001; Vallely, 1999). James (Sonny) Davey

Um die Entwicklung der Bodhrán zu verstehen, muss man auch einen Blick in die Geschichte der traditionellen irischen Musik werfen. Denn nicht immer war diese so weit verbreitet und beliebt wie heute. Nachdem es in den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts aus verschiedenen Gründen (Stichworte sind Kirche, Auswanderung etc.) nicht so gut um die irische Musik bestellt war, hat sie sich in den 50er und 60er Jahren, Dank Sean O’Riada und Folkrevival gut erholt. In diese Zeit fällt auch die Umwandlung der Bodhrán vom Ritualinstrument zum Musikinstrument.

Das Ritualinstrument

Früher wurde die Bodhrán häufig zum St. Stephens Day (26. Dezember) herausgeholt. Dann zogen die Wren Boys umher und versuchten, den Zaunkönig zu fangen, das Ritual ist als „Hunting the Wren“ bekannt.

  • WB01
    Wren Boys, Ireland 1947.
    Sogenannte Wren Boys, mit Bodhrán. Auch heute findet man diese Tradition noch in Irland, vor allem im Co. Kerry. Der Zaunkönig soll angeblich St. Stephen verraten haben, aber auch schon vor der Christianisierung wurde er gejagt, so dass anzunehmen ist, dass sich die Kirche des heidnischen Feiertags bemächtigt hat und so ein Ritual christianisiert wurde. Die Wren Boys, die in einigen Gegenden auch Mummers genannt werden, ziehen mit Whistle und Bodhran umher.

Als Sean O’Riadain den 50er Jahren anfing, traditionelle irische Musik auf die Bühne zu bringen, hat er beschlossen: „The Bodhrán is the national drum“. Damit war der Weg frei und im Laufe der Zeit hat sich die Trommel über Bands wie die Chieftains weiter verbreitet. Die Trommel hat sich immer weiter entwickelt und das geschieht auch heute noch, da es immer wieder innovative Ideen gibt. Vom Stimmsystem über verschiedene Rahmentiefen und Dimensionen bis hin zu verschiedenen Fellarten wurde und wird viel experimentiert.

  • Seán Ó Riada (bürgerlich John Reidy; * 1. August 1931 in Adare, County Limerick; † 3. Oktober 1971 in London) war als Komponist und Bandleader eine einflussreiche Persönlichkeit der Renaissance der traditionellen irischen Musik in den 1950er und -60er Jahren, nicht zuletzt durch seine Band Ceoltóirí Chualann, seine Kompositionen und Radiosendungen.
    Von 1961 bis 1969 war Seán Kopf der Formation Ceoltóirí Chualann. Obwohl sie in dunklen Anzügen mit Krawatte auftraten, spielten sie traditionelle Stücke. Seán spielte in dieser Formation u.a. die Bodhran. Die Mitglieder von Ceoltóirí Chualann entsprachen im Grunde denen der 1962 von Paddy Moloney gegründeten Chieftains. Seán Ó Riada

Das Musikinstrument

Die ersten Bodhráns waren eher laut und von geringer Qualität. Eine der ersten Aufnahme mit einer Trommel im Kontext der irischen Musik stammt aus dem Jahre 1927. Unklar ist, ob es sich dabei um ein Tambourin oder eine Bodhrán handelt, die Grenzen sind sicher fließend. Die Spielweise war entweder mit einem Stick oder mit der Hand, die linke Hand berührte das Fell nicht, manchmal gab es Schellen, die am Rahmen befestigt waren. Im Lauf der Zeit wurde der Sound bereinigt: Die Schellen verschwanden, das Fell wurde mit der linken Hand abgedämpft und die Spieltechnik verfeinert. Spieler wie Peadar Mercier, Johnny „Ringo“ McDonagh oder John Joe Kelly haben in den letzten 40 Jahren die Trommel und die Spieltechnik dahin gebracht, wo sie jetzt steht.

  • Aus der Wikipedia:
    Peadar Mercier
    (* 1914 in Irland).
    Er wurde bekannt durch seine Mitgliedschaft bei den Chieftains. Im Jahre 1966, nachdem sein Vorgänger David Fallon nicht mehr abkömmlich war, wurde er von Paddy Moloney als Bodhran-Spieler in die Chieftains geholt, deren Mitglied der zehnfache Vater bis 1975 blieb. Auf den Alben Chieftains 2 bis 5 ist er zu hören, bevor er 1976 aus Altersgründen nach einer Australien-Tour ausschied. Sein Nachfolger wurde Kevin Conneff.
    Neben den Chieftains ist er auf einem Album von Dolores Keane & the Reel Union zu hören (There was a maid, 1978) sowie auf dem Album „Tin Whistles“ von Paddy Moloney und Sean Potts (1973).Auch sein Sohn Mel ist heute ein gefragter Bodhrán-Spieler.
  • Johnny McDonagh
    Aus Celtic Music Net:
    Wie kein anderer erweiterte Johnny McDonagh als Perkussionist der Gruppe Dé Dannan in den 70er Jahren die technischen Möglichkeiten der irischen Rahmentrommel Bodhrán, er hält nach wie vor seinen Rang als einer der professionellsten Bodhrán- u. Bones-Spieler Irlands. Am 30. März 1951 wurde Johnny ‘Ringo’ McDonagh in Galway geboren. Beeinflusst von den Experimenten Seán Ó Riadas, aber auch von Jazz- u. Rockperkussionisten wandte er sich der Rahmentrommel Bodhrán zu u. gründete 1975 mit Frankie Gavin, Alec Finn u. Charlie Piggot die bedeutende Band Dé Danann, deren schnelle Instrumentals von seinen Beats gejagt wurden. McDonagh, gründete Ende der 80er Jahre sein eigenes Ensemble Arcady. 
  • From Celtic Instruments.com
    John Joe Kelly began percussing at an early age. By the time he was seven, he’d taken to borrowing his older sister Grace’s tin whistles, unfortunately using them as drumsticks and denting them in the process. A friend of John Joe’s father observed this behavior and bought him a 10-inch bodhrán. Kelly’s technique on the bodhran is astounding. He has mastered the fine art of exerting pressure on the inside of the drumhead to bring the pitch of the instrument higher and lower, all the while pounding out series after series of rapid-fire doublets and triplets. John Joe also plays mandolin and banjo.

Entwicklung von Stilen

Peadar Mercier hat als Bodhránspieler der Chieftains die Trommel in den 60er Jahren erstmals in einen Bandkontext gebracht und in Arrangements miteinbezogen. Johnny McDonagh war einer der ersten die das Fell mit der linken Hand abgedämpft hat und somit die Tonhöhen verändert hat. John Joe Kelly hat Rhythmen aus anderen Musikrichtungen während der 90er Jahre in sein melodiöses Spiel eingebracht. Natürlich haben auch Spieler wie Tommy Hayes, Junior Davey und Hersteller wie Seamus O’Kane einen massiven Anteil an der Entwicklung verschiedenster Stile.

Ausblick

Die Entwicklung ist keineswegs abgeschlossen und auch heute entwickelt sich die Bodhrán weiter. Diverse Hersteller kommen immer wieder mit neuen Innovationen, wie z.B. dem Kompressorstimmrahmen auf den Markt und Spieler wie Eamon Murray, Stiofan O’Brian, Martin O’Neill oder auch Jimmy Higgins entwickeln neue Spielstile, die auch in unterschiedliche Richtungen gehen. Aber das ist gut, das zeigt nur die Vielfalt dieses wunderbaren Instruments, dessen Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen ist.