XS 1100

Bei der XS-Modellreihe handelt es sich um Motorradmodelle des japanischen Motorradherstellers Yamaha der Kategorie Naked Bike und Chopper. Das erste Motorrad dieser Modellreihe stellte Yamaha 1969 mit der XS 1 als erstes Yamaha-Motorrad mit Viertaktmotor vor. Die erste Baureihe ist 40 Jahre nach ihrem Start zum Motorradklassiker geworden. Zur ersten Baureihe kamen im Laufe der Zeit weitere hinzu, wobei teilweise auch die Typbezeichnung TX für nah verwandte Modelle genutzt wurde. Die Yamaha XS 750 wurde unter der Bezeichnung GX 750 als Prototyp vorgestellt. Die XS-Modellreihe wurde 1983 eingestellt. 2007 präsentierte Yamaha auf der Tokyo Motorshow einen Prototyp in der Tradition des ersten Modells, die Yamaha XS-V 1 Sakura

Yamaha XS 1100

Alle Motoren dieser Modellreihe sind Viertaktmotoren in Reihenbauweise. Zunächst wurde mit der Baureihe XS 1 (später XS 2) ein Zweizylinder als gleichläufiger Parallel-Twin mit 650 cm und zwei Ventilen pro Zylinder und Kettenantrieb eingeführt. Alle nachfolgenden Modelle wurden entweder mit zwei oder vier Ventilen (XS/TX 500) pro Zylinder, einer oder zwei obenliegenden Nockenwellen und teilweise mit Ausgleichswellen ausgestattet. Die Modelle XS 250/360/400 und XS500 / TX 500 haben zwei Zylinder und Kettenantrieb. Die Modelle XS 750 und XS 850 haben jeweils drei Zylinder und Kardanantrieb. Die Yamaha XS 1100 war das hubraumstärkste Modell mit vier Zylindern und Kardanantrieb. [wikipedia]

Yamaha XS 1100 (1979) Ein Traum von einem Motorrad | Flickr
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Warum fahre ich Motorrad?

Warum fahre ich Motorrad, auch wenn die kontroverse Diskussion um Verkehrssicherheit, Lärm und Abgase zunehmend die Zweiradszene erfaßt? 
7 gute Gründe!

Das Motorrad lockt

„Was, Sie fahren Motorrad? Echt?“ ist eine der gängigen Bemerkungen, die ich ernte, wenn ich mit neuen Bekanntschaften auf Freizeit und Fortbewegung zu sprechen komme. Eine harmlos klingende Nachfrage, die unterschwellig aber oft bedeuten soll: „Sie fahren immer noch?“ „Was soll das denn?“ Oder noch schlimmer: „Was, in Ihrem Alter?“

Drei wichtige Gründe, warum ich Motorrad fahre, spiegeln sich in demoskopischer Untersuchungen wider. Sie fördern folende Motivationen zu Tage:

  • Motorräder begeistern mich (78 %)
  • Motorradfahren ist für mich ein Lifestyle (56 %)
  • Ich kann mir nicht vorstellen, mit dem Motorradfahren aufzuhören (47 %) (1)

Einer Erkenntnis können wir uns allerdings kaum verschließen: Als Motorradfahrer geraten wir – wachsender Zulassungszahlen zum Trotz – zunehmend unter Rechtfertigungsdruck. Denn zunehmend verbindet die Öffentlichkeit Motorradfahren mit negativen Begleitumständen wie Abgas, Lärm und medienwirksamen Unfällen.

Behörden reagieren darauf mit temporären Streckensperrungen, die Rennleitung mit verschärften Kontrollen, Versicherungen mit steigenden Prämien. Doch einen verantwortungsbewußten, regelkonformen Motorradfahrer will im Zeitalter von Lastenfahrrad und E-Auto kaum noch jemand unter seiner Kombi wahrnehmen. Werden wir Motorradfahrer vielleicht über kurz oder lang zu einer gesellschaftlichen Randgruppe?

Dies legitimiert die Frage: Warum fahre ich dann trotzdem noch Motorrad? Mit welchen Argumenten setze ich mich mit Mitmenschen auseinander, die dem Motorradfahren absolut nichts abgewinnen können? Und mit solchen, die mental und physisch in einer anderen Mobilitätswelt leben?

Persönliche Beweggründe

Jeder hat seine ganz persönlichen Beweggründe, etwas zu tun oder zu lassen, Motorrad zu fahren oder nicht. Diese Entscheidung ist ebenso zu akzeptieren wie seine Motivation, und was für ihn dabei besonders wichtig, nötig und reizvoll ist. Sortieren wir diese Beweggründe mal im Einzelnen aus:

Geld und Mobilität

Für viele ist das Motorrad ist ein wunderbares Mittel, um den geliebten Arbeitsplatz zu erreichen. Pflicht und Spaß reichen sich dabei die Hand, im Zweifel kommt man schneller durch die rush hour und billiger als Autofahren ist es meist auch. Das ist aber nur für 4 % der Motorradfahrer ein Argument (2).BMW R 1200 GS vor der Golden Gate Bridge auf dem Weg zur Arbeit

Auf dem Weg zur Arbeit

In den Genuß der täglichen Fahrt zur Arbeit bin ich lange genug gekommen, bis der zeitliche Ablauf dieses Argument erledigt hat. Heute fahre ich Motorrad nur noch, wenn ich will, nicht mehr, wenn ich muß. Für alles Weitere kann im Großstadtverkehr mein ÖPNV-Jahresabo herhalten. Finanzielle Motivation in meinem Falle also: geschenkt.

Wumm und weg

Wenn die Frage diskutiert wird, „Warum fahre ich Motorrad“, kommt das Gespräch bald auf das Hochgefühl von Kraft und Geschwindigkeit, das den Fahrer in eine Art „legalen Rausch“ versetze. Beschleunigung (8 %) und Geschwindigkeit (21 %) sind in der Tat für viele eine starke Motivation (2). Aber ist das ein exklusiver Grund, um Motorrad zu fahren? Besteht wirklich kein Unterschied zu einem Sportwagen mit vergleichbaren Beschleunigungswerten? Von Serpentinenstrecken in den Alpen mal ganz abgesehen. Motivation „speed“ also: geschenkt.

Freiheit

ist ein gern gebrauchtes Stereotyp für die Einzigartigkeit des Motorradfahrens. 21 % der Motorradfahrer antworten das (2) auf die Frage „Warum fahre ich Motorrad?“ Letztlich scheint dabei der Marlboro-Mann im Abendlicht auf mit seinem weiten Reich bis an den Fuß der Blauen Berge, oder das Easy-Rider-Syndrom, umgemünzt auf die eigene Erlebniswelt. Nicht ohne Grund hat sich diese Szene in den letzten Jahren in unserer überzivilisierten Welt enorm ausgeweitet.

Aber kaum jemand fragt: Freiheit – wovon? Von der STVO? Freiheit von den pubertierenden Kindern zu Hause? Oder von der Firma? Freiheit ist nicht zu verwechseln mit Eskapismus und nicht mit der Unmittelbarkeit der Gefühle, wie sie typischerweise das Motorradfahren beschert.

Jedenfalls für meinen Teil fühle ich mich auch ohne dieses Stereotyp frei. Schließlich habe ich Chef nebenan, aber meine liebe Frau als Sozia hinter und den Herrgott als Aufpasser über mir. Motivation „Freiheit“ in meinem Falle: geschenkt.

ἐν τῷ φρονεῖν γὰρ μηδὲν ἥδιστος βίος
Das Leben ist am süßesten in der Unvernunft.
—  Sophokles, Ajax, Vers 545

Leidenschaft

Viele Menschen lassen sich nicht davon abhalten, das zu tun, was sie in Wallung bringt. Eine sehr persönliche Neigung, die auch das Motorradfahren einschließt. Sie gehen dieser Neigung weder als Hobby noch aus (beruflicher etc.) Notwendigkeit nach, sondern aus Leidenschaft.

Schwierig wird eine nüchterne Diskussion über Leidenschaft immer dann, wenn sie als ein Gemütszustand begriffen wird, der sich in einem emotionalen, verstandesmäßig nur schwer steuerbaren Verhalten äußert.

Das scheint mir bei allem guten Willen doch etwas überzogen. Deshalb fahren wir unsere Definition eine Stufe herunter und einigen uns ganz wertfrei auf Leidenschaft als eine große Begeisterung für etwas, was man immer wieder haben/erleben möchte. Das macht Motorradfahren zu einer Aktivität, der man sich mit großer Hingabe widmet.

So gesehen besteht Hingabe in diesem Zusammenhang in dem Wunsch, mit dem besonderen Gefühl des Motorradfahrens auf Tour zu gehen, ganz gleich wie weit oder wie schwierig das angesteuerte Ziel zu erreichen sein mag. Zeit und Geld spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle. Was zählt, ist einzig und allein das Fahren auf zwei Rädern mit einem temperamentvollen Motor unter dem Allerwertesten.

Spass

Gewiß wird niemand den hohen Spaßfaktor leugnen, den Motorradfahren nun einmal hat. Schließlich bezeichnen 94 % aller Motorradfahrer ihre Ausflüge als „Spaßfahrten“ (2): Klar, eine beherzte Drehung am Gasgriff resultiert in einem sportwagengleichen Vortrieb, die Schräglage bringt den Fahrer an die Grenzen der Physik und ein steiler Wheelie  richtet den Blick aufwärts dorthin, wo man besser nicht landen sollte.

Soweit muß es aber nicht gehen. Aber schon eine flotte Geradeausfahrt kann ein Lächeln ins Gesicht zaubern, das Außenstehenden nur schwer zu vermitteln ist. So gesehen ist also Spaß mehr als legitim und bedarf – sofern der Gefährdungsfaktor ausgeschlossen ist – keiner außergewöhnlichen Rechtfertigung.

Warum fahre ich Motorrad?

Mein Schlüssel zur Motivation des Motorradfahrens und zu allem, was seine Besonderheit auszeichnet, ist die »Unmittelbarkeit«. So abstrakt dieser Meta-Begriff auch sein mag, vermag er doch äußere Empfindungen zu inneren Erfahrungen zu verwandeln. Außerdem ist das Charmante an ihm ist, daß er vernünftigerweise keiner weiteren erklärenden Begründung bedarf.

Somit wären wir in der Diskussion zunächst der Rechtfertigungsfalle entronnen. Doch bleibt die Frage: Was macht in der Praxis des Motorradfahrens diese „Unmittelbarkeit“ aus?

1. Unmittelbarkeit des eigenen Ich

Wenn jemand in den Bergen einen Tag lang intensiv Kurvenstrecken (25 % der Motivations-Präferenzen (2)) gefahren ist, wird am Ende ganz schön „fertig“ sein, körperlich und geistig. Dann ist die Konzentration am Ende. Die permanente auswertende Beobachtung des Streckenverlaufs, die Planung der Fahrlinie und die Antizipation möglicher Gefahrenquellen fordern am Ende des Tages ihren Preis.

Doch ist Motorradfahren ist nicht nur eine körperliche Herausforderung. Vor allem ist es auch Kopfsache. In diesem Zusammenhang hat die US Air Force hat in einer Studie festgestellt, daß ein Motorradfahrer auf einer Kurvenstrecke pro Minute mehr Entscheidungen zu treffen hat als der Pilot eines Kampfjets. Diese permanente mentale Aktivität erfordert ein waches, durchtrainiertes Gehirn. Das ist die Erkenntnis von Neurowissenschaftlern, die Spitzensportler mit neuen Trainingsmethoden betreuen.

Sie haben die Gehirne von Profisportlern untersucht und dabei herausgefunden, daß intensives körperliches Training (das Motorradfahren nun mal auch ist) Veränderungen bewirkt, die zu extrem schnellen und präzisen Bewegungen befähigen. Offensichtlich steigert auch regelmäßiges, bewußtes Motorradfahren die kognitiven Fähigkeiten. Es hilft, Stress zu reduzieren und ermöglicht letztendlich, konzentrierter zu agieren und die eigene Aufmerksamkeit gezielter zu steuern. Wer in die Jahre kommt, wird diese Vorteile zu schätzen wissen.

2. Unmittelbarkeit des eigenen Befindens

Das breite Grinsen von einem Ohr zum anderen nach einem langen Ausritt gehört zum Markenzeichen wohl jedes erfüllten Motorradfahrers. Der Grund dafür ist recht einfach: Jede Drehung des Handgelenks am Gasgriff, jedes taktisch vorbereitete Einlenken in die Kurve, jede Schräglage setzt Adrenalin und Endorphine frei.

Doch heben die „Wohlfühlhormone“ nicht nur unsere Stimmung. Sie lassen uns auch die Fahrt auch viel intensiver auskosten und helfen, physische Unbequemlichkeiten im Sattel besser auszuhalten. Unter diesem Gesichtspunkt hat Motorradfahren für mich etwas Meditatives an sich: Körperhaltung, Tempo, Fahrlinie, all das erfordert – siehe oben – permanente Analyse und Anpassung. Es bleibt kein Raum für schwere Gedanken und Alltagssorgen, die uns vor dem Druck auf den Anlasserknopf geplagt haben mögen.

3. Unmittelbarkeit der Wahrnehmung

Durch das Helmvisier sieht die Welt anders aus. Unsere Sinne nehmen die Strecke und ihre Umgebung viel direkter wahr und erfüllen sie mit Leben: Jeden Meter der Straße registrieren wir mit Aufmerksamkeit, begleitet vom vertrauten Grummeln des Motors. Blütenduft im Frühling, frischer Wind im Herbst, Leben und Treiben um uns herum.

Bei der Frage, warum ich Motorrad fahre, kommt für mich ein weiteres hinzu: Die Unmittelbarkeit von Dynamik, Tempo und Bewegung schafft eine Magie des Motorradfahrens wirkt auf mich stimmungsaufhellend.  Damit bin ich nach dem, was man so hört, sieht und liest, wohl nicht der Einzige.

4. Unmittelbarkeit der persönlichen Beziehung

Ein vorbeidonnernder Motorradfahrer wirkt mit Helm und Kombi auf seine Umwelt wie ein anonymes Wesen – und doch: die nettesten zwischenmenschlichen Erfahrungen verdanke ich meinen Touren auf zwei Rädern.

Ein hoher Grad von Intimität entwickelt sich zwischen Fahrer und Sozia, wenn sie wochenlang durch die Lande touren. Außenstehenden muß man das erst einmal klarmachen: Kilometer um Kilometer, Stunde um Stunde sitzen sie eng zusammengedrängt im Sattel. Der Fahrer mit Fürsorge für seine liebe Fracht, die Sozia mit vollem Vertrauen in die Fahrkompetenz ihres Vordermanns. Beide pflegen ihre eigene, vertraute Körpersprache, um sich während der Fahrt zu verständigen.

Wenn bei einem ununterbrochenen engen Zusammensein auf tausenden von Kilometern keine atmosphärischen Störungen aufkommen, ist die Beziehung schon richtig Klasse. Und man „erfährt“ sich einen wunderbaren Schatz gemeinsamer Erinnerungen, wie sie vom Beifahrersitz eines Autos aus viel seltener entstehen.

Übrigens scheinen Motorradfahrer ein treues Völkchen zu sein: 61 % würden am liebsten ihrem/r Partner/in bzw. besten Freund/in hinter sich auf dem Sattel spüren. (4)

Warum fahre ich Motorrad? Schattenbild eines Motorrades mit Fahrer und Sozia im Abendlicht

Auch der Alleinfahrer braucht sich keine Sorgen zu machen, ins soziale Abseits zu geraten: Schon das rituelle Duzen untereinander ohne Ansehen von Alter und Herkunft signalisiert Vertrautheit und kameradschaftlichen Umgang. Ein Motorradfahrer mit Panne wird selten lang am Straßenrand warten müssen, bis ein anderer anhält und seine Hilfe anbietet.

Eine freundliche Ansprache beim Halt an einer Tankstelle oder auf einem Rastplatz wird für den Motorradfahrer kaum eine Ausnahme bleiben. Die Regel ist meist eine nette Reaktion, so er selber die Initiative zum Gespräch ergreift. Oft habe ich den Eindruck gewonnen, als würde sich die Offenheit der Fahrsituation auf eine Offenheit des Miteinanders übertragen.

Zusammengehörigkeitsgefühl

Ein weiterer sozialer Aspekt kommt hinzu: Das Motorrad ist klassenlos. Ob einer in bescheidenen Verhältnissen lebt oder den Spitzensteuersatz abdrückt, ob jugendlich oder schon mit silbernen Haaren im Schopf, ob er gemütlich fährt oder heizt – egal. Alle teilen eine Leidenschaft, die sie zusammenhält. Ein gutes Gefühl, dazuzugehören.

Eine wichtige Äußerlichkeit sollte in diesem Zusammenhang nicht übersehen werden: das Outfit des Motorradfahrers. Wenn mir einer in der Stadt entgegenschlendert, Stiefel und Kombi an, den Helm in der Hand und die Handschuhe in den Helm gesteckt, dann erwacht unwillkürlich ein Zusammengehörigkeitsgefühl, noch ehe man sich persönlich kennengelernt hat. Am ehesten versteht das vielleicht jemand wie mein Jüngster, der (nicht ungern) in den ersten Schuljahren standardmäßig die Einheitskleidung seiner britischen Schule trug. Er freute sich immer über den positiven Wiedererkennungswert, den die Jungen und Mädchen seiner Schule damit in der Öffentlichkeit hatten.

5. Unmittelbarkeit der Natur

Ob im Gebirge, auf Küstenstraßen oder über Land – Motorradfahren schenkt mir eine innige Verbindung mit der Natur. Bei der Fahrt durch den Wald nach einem Regenguß strömt der frische, authentische Duft von Bäumen durch mein Visier. Ganz anders als der Duft-Tannenbaum, der am Rückspiegel eines Autos baumelt.

Warum fahre ich Motorrad? Unmittelbarkeit der Natur bei einer Fahrt durch den Wald in den Gorges de l'Ain mit einem Motorrad BMW R 1200 GS

Vom Sattel eines Motorrades aus wird die sinnliche Wahrnehmung zum bleibenden Erlebnis: Der Anblick einer frisch gemähten Wiese, der Schornstein, der den Raum eines gemütlichen Kaminfeuers entläßt, das Anbranden der Wellen an der Felsenküste oder die Wolkengebilde, die sich hoch über der Paßhöhe aufbauen.

Das ist Natur 1.0. Sinnlicher Genuß für Auge, Ohr und Nase, den ich ohne die Barriere einer Karosserie oder die Kontaminierung durch die Auto-Musikanlage in mich einsauge. So wird der Motorradfahrer ist nicht nur Betrachter der Szene. Er gestaltet sie für sich mit. Ein Zug an den Hebeln und ein Aufsetzen der Füße auf den Boden reicht aus, um der Flüchtigkeit dieser Impressionen Dauer zu verleihen. Ein spontanes Erlebnis von dieser Intensität schenkt eben nur das Motorrad.

6. Unmittelbarkeit der Technik

Heute ist es doch so: Wer die Motorhaube eines Autos öffnet, wird angeglotzt von einem anonymen, abgekapselten, schallisolierten Block. Dieser hat nichts mehr gemein mit dem bescheidenen Triebwerk von einst, mit dem man in allen Einzelheiten vertraut war. Daß man die notwendigen Einstellungen selbst vornehmen konnte, ist mittlerweile nur eine ferne Erinnerung. Tempi passati. Dazu besteht die erste Hälfte des Betriebshandbuches nur noch aus Warnhinweisen und dem kostenpflichtigen Ratschlag, bei allfälligen Problemen bitteschön die Fachwerkstatt aufzusuchen.

Warum fahre ich Motorrad? Beziehung zur Technik bei einer Rast auf einer Wiese mit einer BMW R 1200 GS

Wie anders ist das Technikgefühl doch bei einer Marschpause während einer Motorradtour: Sinnend liegt man neben der Maschine auf einer grünen Wiese. Dabei gleitet der Blick wie bei einer langbeinigen Schönheit über Fahrwerk, Kette und Tank. Dann erfaßt er das voluminöses Kurbelgehäuse und den Motorblock mit seinen scharf profilierten Kühlrippen. Bläulich angehauchte Chromrohre biegen sich rückwärts und enden in einem mehr oder minder massiven Topf, der den vertrauten Ton unserer Maschine angibt.

Währenddessen liegen in der heimischen Garage Drehmomentschlüssel, Fühlerlehre und Verschleißteile bereit, um ihr die erforderliche Fürsorge angedeihen zu lassen. Dabei kommen Erinnerungen an das Schnittmodell eines Motors hoch, wie es einst im Unterrichtsraum unserer Fahrschule stand. Als stete Erinnerung daran, daß Motorradfahren auch heißt: Der Fahrer ist mit der Technik auf Du und Du.

Dieses innige Verhältnis führt letztlich dazu, daß er sich als „oberer Teil des Motorrades“ fühlt. Denn sein Fahrstil und seine Fahrtechnik sind untrennbar von diesem Verhältnis geprägt. Seine ganze Aufmerksamkeit gilt nicht nur der Strecke, sondern auch der Maschine selbst und der Dynamik, die sie beim Fahren entfaltet. Schließlich wird er einem Kentauren nicht unähnlich, jenem antiken Fabelwesen, das zur oberen Hälfte Mensch und zur unteren ein rassiges Pferd war.

7. Motorradfahren formt die Persönlichkeit

Unter Mobilitätsgesichtspunkten wird das 21. Jahrhundert wahrscheinlich als Zeitalter der Verweichlichung in die Geschichte eingehen: selbstschließende Cabriodächer und automatische Nackenwärmer, zugfreie Klimaanlagen und beheizte Sitze, elektronische Helferlein all überall.

Wo bleibt da die Herausforderung, die Befriedigung, eine schwierige Strecke „geschafft“ zu haben? Wo geben Kreuz und Hintern noch Rückmeldung zu der Strecke, die man sich zugemutet hat?

Warum fahre ich Motorrad? Es ist eben nicht nur Spazierenfahren am Wochenende mit Sonnenschein, Kräuterduft und Motorengebrumm. Motorradfahren ist wie eh und je eine Herausforderung: lange Strecken, nicht nur die statistisch üblichen 3- 5.000 km pro Jahr (5). Tückische Querrillen und Schlaglöcher, bleigraue Regenfronten voraus, Kälteeinbrüche in den Bergen und schwellende Hitze im Süden. Das alles am Ende eines Tages ausgehalten und gut überstanden zu haben, gibt ein gutes Gefühl.

Motorrad fährt einer Gewitterfront entgegen.

Motorradfahren bedeutet oftmals auch die ernüchternde Konfrontation mit dem Ergebnis der eigenen Schrauberkünste, wenn die Tour unvermutet am Straßenrand endet und die Maschine wieder flott gemacht werden muß.

Kurzum: Motorradfahren nötigt den Fahrer zum Durchhalten, ringt ihm trotz Wind und Wetter Optimismus ab. Breites Grinsen auf der Hausstrecke reicht nicht. Es muß auch für harte Zeiten vorhalten.

Leute, die das besser aushalten als ich und die ihre Maschine mit noch mehr Geschick wieder zum Laufen bringen, ringen mir immer großen Respekt ab. Motorradfahren bringt einen bestimmten Typus Mensch hervor, dessen Entschlossenheit, Durchhaltevermögen und praktisches Geschick man sich im zivilen Leben öfters wünschen würde. Was das Verlangen weckt, dazuzugehören. Auch bei mir.

Soll ich jemandem mit einem Killer-Argument erklären, warum ich Motorrad fahre, dann entgegne ich ihm: Motorradfahren hält jung!

Warum fahre ich Motorrad: auf der Straße der Jugend

Quellen:

(1) Statista. (27. Februar, 2019). Welchen dieser Aussagen bezüglich Motorrädern und Motorradfahren stimmen Sie zu? [Graph]. von https://de.statista.com/prognosen/981437/umfrage-in-deutschland-zu-einstellungen-zum-motorradfahren

(2) DEKRA. „Was Ist Ihre Motivation Zum Motorradfahren?.“ Statista, Statista GmbH, 12. Mai 2010, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/156955/umfrage/motivation-zum-motorradfahren-in-deutschland/

(3) Statista. „Wofür Nutzen Sie Ihr Motorrad Normalerweise? .“ Statista, Statista GmbH, 25. Feb. 2019, https://de.statista.com/prognosen/975758/umfrage-in-deutschland-zum-verwendungszweck-von-motorraedern

(4) Bevölkerungsbefragung „Motorrad-Trends 2017“  der Creditplus Bank

(5) Statista. „Wie Viele Kilometer Sind Sie Letzte Saison / Letztes Jahr Mit Dem Motorrad Gefahren? Wenn Sie Sich Nicht Sicher Sind Schätzen Sie Bitte. .“ Statista, Statista GmbH, 25. Feb. 2019, https://de.statista.com/prognosen/975797/umfrage-in-deutschland-zur-jaehrlichen-fahrstrecke-mit-dem-motorrad

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Four ein Hallelujah

Honda hatte Ende der 1960er Jahre etliche Motorsporterfolge vorzuweisen und sich längst einen Ruf als Massenhersteller erworben. 

Es wurde höchste Zeit für ein hubraumstärkeres Motorrad. Im Oktober 1968 war es soweit: die brandneue Honda CB 750 Four sorgte auf der Tokio Motorshow für Furore und begeisterte Publikum wie Fachwelt gleichermaßen. Die CB 750 Four gilt zu Recht als erstes Superbike der Motorradgeschichte. Mit ihrem Vierzylinder-Reihenmotor und serienmäßigen Details, die bislang nur als Extra – wenn überhaupt – erhältlich waren, löste sie eine richtungsweisende Veränderung im Bau großer Motorräder aus.

Das Erfolgskonzept der CB 750 Four ist so simpel wie genial: kombiniere Leistung mit Sportlichkeit und echten Allrounder-Qualitäten in nur einem Motorrad. Und so wundert es nicht, dass ihre göttliche Optik und Ausstrahlung jeden elektrisiert – bis heute!  Die Honda CB 750 Four läutete 1969 eine neue Ära an Leistung, Laufruhe und Zuverlässigkeit in der Motorradwelt ein und dominierte in ihrem Segment die 1970er Jahre. Honda verhalf sie zu einer Spitzenstellung bei den Motorradherstellern. Und deshalb ist die Honda CB 750 Four für uns DAS Jahrhundert-Motorrad!

Quelle://www.nippon-classic.de
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